Kombinationstherapie mildert Tinnitus

Neue Therapie bei Ohrgeräuschen

Hoffnung für Menschen mit Tinnitus: Niederländische Forscher entwickelten einen therapeutischen Ansatz, der die Ohrgeräusche effektiver mildert als bisherige Behandlungsstrategien.

Kein Einzelphänomen

Unter Tinnitus versteht man quälende Hörstörungen, die den Betroffenen im Alltag stark beeinträchtigen. Etwa 16 bis 21 Prozent der Erwachsenen sind zumindest zeitweise betroffen. Die Ursachen für die Ohrgeräusche können im Ohr selbst liegen oder die Folge einer veränderten Gehirnaktivität sein. Auch seelische und körperliche Belastungen, starke Lärmeinwirkung, eine erkrankte Halswirbelsäule oder ein beeinträchtigtes Muskelsystem im Kiefer kommen als Ursachen in Frage. Die Behandlung hängt von der jeweiligen Ursache ab und gestaltet sich meist schwierig.

Forscher der Universität Maastricht behandelten 492 Menschen mit Tinnitus mit einem neuartigen therapeutischen Ansatz: Sie kombinierten Übungen und Techniken aus der Verhaltenstherapie mit einer Hörtherapie. Die Verhaltenstherapie vermittelt den Betroffenen, wie sie am besten mit Stress, Ohrgeräuschen und damit einhergehenden Ängsten umgehen. Im Zentrum der Hörtherapie steht die sogenannte Tinnitus-Retraining-Therapie. Mit ihrer Hilfe soll der Betroffene Geräusche anders wahrnehmen und verarbeiten. Dazu trägt er ein spezielles Hörgerät, das ausgewählte Tonhöhen verstärkt. Zugleich erzeugt es ein mäßiges Rauschen, das den Tinnitus übertönen soll.

Verhalten und Gehör therapieren

Die Hälfte der Studienteilnehmer machte acht Monate lang die Kombinationstherapie, die andere Hälfte erhielt nur eine Tinnitus-Retraining-Therapie. Jeweils nach drei, acht und zwölf Monaten unterzogen sich die Studienteilnehmer einem Hörtest und gaben während einer Befragung an, wie sich das Ausmaß der Ohrgeräusche und ihre Lebensqualität verändert hatten.

Das Ergebnis: Die Kombinationstherapie verringerte die Beschwerden deutlicher und langfristiger als die herkömmlicher Therapie. Dies spricht dafür, verhaltenstherapeutische Ansätze stärker als bisher in die Tinnitus-Behandlung zu integrieren.

Autor*innen

20.06.2012 | Sandra Göbel