Verkehrslärm sorgt für ruhigen Schlaf

Vogelgezwitscher macht Albträume

Natürliche Geräusche wie Vogelzwitschern oder Bachrauschen beeinträchtigen den Schlaf stärker als Autolärm. Dies fanden englische Forscher heraus, die 8.000 Personen während des Schlafs verschiedene Klänge vorspielten.

Von der Natur entwöhnt

Die Wissenschaftler der Universität of Hertfordshire untersuchten den Schlaf von 8.000 Männern und Frauen. Sie spielten den Studienteilnehmern während des Schlafs verschiedene Klänge vor. Ein Teil der Studienteilnehmer hörte natürliche Geräusche, wie Wasserrauschen oder Vogelgezwitscher. Eine zweite Gruppe lauschte Motorengeräuschen. Die übrigen Teilnehmer schlummerten in einem ruhigen Raum. Die Forscher beobachteten die Teilnehmer während des Schlafs und fragten sie anschließend nach ihrer Schlafqualität.

Sie stellten fest, dass der Naturlärm die Menschen am schlechtesten schlafen ließ. Der Schlaf der betroffenen Gruppe war am unruhigsten. Die Menschen dieser Gruppe plagten 20 Prozent häufiger negative Trauminhalte als die Gruppe ohne Geräusche. Auch Personen der Straßenlärm-Gruppe berichteten deutlich seltener von negativen Trauminhalten und fühlten sich bis zu 30 Prozent erholter als die Teilnehmer der Naturlärm-Gruppe.

Die Forscher vermuten, dass der Naturlärm die Menschen stärker verunsichert, da diese Geräusche vielen Menschen nicht mehr vertraut sind. Die Menschen träumen dann beispielsweise, dass die Vögel in ihrem Schlafzimmer flattern. Der Klang der Stadt ist den meisten Menschen dagegen vertraut.

Auch Lebensweise beeinflusst Schlafqualität

Michael Schredl, Psychologe am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, hält jedoch dagegen: „Die alte Idee, dass man sich an Verkehrslärm gewöhnt, ist nicht richtig.“ Er kritisiert gegenüber pressetext, dass die Forscher versäumten, die sozialdemographischen Daten in die Analyse einzubeziehen.

Menschen aus unteren sozialen Schichten wohnen eher an großen Straßen, sind häufiger übergewichtig und haben mehr Existenzängste. Verschiedene Studien wiesen zudem nach, dass sie stärker zu chronischen Krankheiten neigen. Es ist bekannt, dass eine angeschlagene Gesundheit und Stress sich negativ auf die Schlafqualität auswirken können. Diese Faktoren sollten deshalb stärker in der Schlafforschung berücksichtigt werden.

Autor*innen

11.07.2012 | Sandra Göbel