Depressive sehen Kontraste schlechter

Depression bald objektiv messbar?

Wann wird eine Verstimmung zur Depression? Bislang ist der Übergang fließend und von der subjektiven Einschätzung abhängig. Deutsche Ärzte forschen an einer Methode, mit der die Depression objektiv gemessen werden könnte. Sie stellten fest, dass während einer krankhaften Depression die Kontrastwahrnehmung der Netzhaut nachlässt.

Welt im Grauen

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg erfassten bei depressiven Menschen den Zustand der Netzhaut. Dazu nutzten sie eine elektrophysiologische Methode. Dabei werden elektrische Reize genutzt, vergleichbar mit einem EKG. Während der Messung bekamen die Studienteilnehmer Schachbrettmuster mit unterschiedlich starken Schwarz-Weiß-Kontrasten zu sehen. Als Kontrollgruppe diente eine Gruppe gesunder Menschen.

Das Ergebnis: Bei Menschen mit einer Depression reagierte die Netzhaut deutlich schwächer auf die optischen Reize. Betroffene nehmen Schwarz-Weiß-Kontraste deshalb weniger stark wahr als gesunde Menschen. Ihre Welt liegt buchstäblich im Grauen.

Effekt ist umkehrbar

In einer Folgestudie wiesen die Forscher nach, dass sich die Schwarz-Weiß-Wahrnehmung nach Heilung der Depression wieder normalisiert. Sollten die Forscher den Zusammenhang zwischen Depression und Kontrastwahrnehmung in weiteren Studien belegen, kann die Messung der Kontrastwahrnehmung zukünftig eine Hilfe bei der Diagnosestellung liefern. Auch in der Therapie der Erkrankung müssten visuelle Aspekte stärker berücksichtigt werden.

Autor*innen

10.08.2012 | Sandra Göbel