Lese- und Schreibfähigkeit früh fördern

Legasthenie im Vorschulalter erkennbar

Kinder mit einer Lese‐Rechtschreibschwäche haben massive Probleme beim Lesen und Schreiben. Oft finden sich typische Anzeichen schon vor dem Eintritt in die Schule. Das meldet die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychatrie (DGKJP).

Gestörte Lesefähigkeit

Bei der Lese-Rechtschreibschwäche – auch als Dyslexie oder Legasthenie bezeichnet – handelt es sich wie bei der Rechenschwäche (Dyskalkulie) um eine schulische Entwicklungsstörung. Dabei ist die Lese- und Schreibfähigkeit gestört. Oft sinken in der Folge die Noten in fast allen Schulfächern, da Lesen und Schreiben praktisch überall nötig ist.

Laut dem Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie e.V. weisen in Deutschland schätzungsweise 4 bis 5% aller Kinder eine Lese‐Rechtschreibschwäche auf, Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Meist stellt man eine Lese‐Rechtschreibschwäche erst im Schulalter fest.

Mit Wörtern, Silben und Lauten überfordert

Doch die mangelnde Fähigkeit Sprachinformationen zu verarbeiten ist oft schon im Vorschulalter erkennbar, wie Gerd Schulte‐Körne von der DGKJP in Berlin berichtet. Häufig haben betroffene Kinder Probleme, Lauten und Silben zu unterscheiden, Reimwörter zu finden und Laute zu Buchstaben zuzuordnen. Informationen können sie sich nur schwer merken und nur langsam aus dem Gedächtnis abrufen. Daher lernen Legastheniker nur mühsam Lesen, lesen stockend, verlangsamt und undeutlich, lassen Wörter aus oder ersetzen diese durch sinnverwandte Wörter. Oft können sie den Sinn des Gelesenen nicht wiedergeben.

Bei der Rechtschreibung lassen sich bis ins Erwachsenenalter viele Fehler beobachten, die nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch in den Fremdsprachen auftreten. „Kinder mit Legasthenie können sich wegen der großen Anstrengung, die sie beim Lesen und Schreiben aufwenden müssen, nicht so lang konzentrieren wie ihre Mitschüler und werden schnell unruhig“, ergänzt der Experte. Hinzu kommen oft schulische Misserfolge, Minderwertigkeitskomplexe und möglicherweise aggressives Verhalten.

Legasthenie vorbeugen?

Eine Legasthenie kann man nicht heilen, aber mit Hilfe einer gezielten und frühen Förderung bei speziell ausgebildeten Therapeuten lassen sich die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben verringern. Bei nachgewiesener Lese‐ und Rechtschreibschwäche können, abhängig vom jeweiligen Bundesland, verschiedene schulrechtliche Möglichkeiten in Anspruch genommen werden, um Betroffene zu entlasten. Erzieher und Eltern können diese Fähigkeiten im Kindergarten und zu Hause gezielt fördern, um Legasthenie vorzubeugen.

Autor*innen

14.11.2012 | Julia Heiserholt, DGKJP