Apotheke vor Ort muss bleiben

Landapotheken kämpfen um Erhalt

Apotheken auf dem Land kämpfen um ihren Erhalt. Keine Laufkundschaft, wenig Arztpraxen in der Nähe – unter diesen Bedingungen sind sie kaum rentabel. Doch gerade auf dem Land ist die Apotheke vor Ort unerlässlich. Wie sonst beziehen ältere oder immobile Menschen ihre Arznei? Landapotheker fordern deshalb finanzielle Unterstützung. Die Politik ist in Handlungsnot.

Mit vollem Einsatz

Ulrike Jannemann macht ihre Arbeit Spaß, sie ist Apothekerin mit Leib und Seele. 2002 übernahm sie eine Apotheke zehn Kilometer außerhalb des Auricher Stadtzentrums „wohlwissend, dass viel Einsatz erforderlich sein würde, um hier wirtschaftlich erfolgreich zu sein“, betont sie. Gegenüber der Apotheke weisen Kühe – sonst ist hier nicht viel los. Mit viel Engagement gelang es ihr, die ersten Jahre nach der Übernahme Gewinn zu verbuchen. Bis 2007 – der in jenem Jahr drastisch erhöhte Zwangsabschlag an die Krankenkassen begann ihre Gelder aufzufressen. 2008 musste Frau Jannemann das Personal stark reduzieren. Mit der Unterstützung ihres Mannes und einer Teilzeitkraft führte sie die Apotheke weiter. Eine krankheitsbedingte Auszeit für Frau Jannemann? Unmöglich, denn die Apothekenbetriebsordnung sieht vor, dass in einer Apotheke immer ein approbierter Apotheker anwesend ist. Um die Familie versorgen zu können, suchte ihr Mann sich einen Beruf in einer anderen Branche.

Apotheke vor Ort unverzichtbar

2011 war es dann soweit. Frau Jannemann strebte einen Ortswechsel an, da ihre Apotheke außerhalb des Auricher Stadtzentrums  nicht mehr wirtschaftlich war. Zu wenig Ärzte in der Nähe, denn rezeptpflichtige Arzneimittel machen im Durchschnitt über 80 Prozent des Umsatzes einer Landapotheke aus. „Meine Patienten waren entsetzt, als ich sie über die geplante Schließung informierte und sie baten mich, doch eine Lösung zu finden, die ein Weiterbestehen ermöglicht. Wie sollen alte Menschen ohne Auto und ohne nennenswerten öffentlichen Nahverkehr zu der nächsten Apotheke kommen?“ fragt sich die Apothekerin. Jetzt hat sie zwei Apotheken, eine im Stadtzentrum und die alte Apotheke in Middels, die kaum etwas abwirft.

Politik in Zugzwang

Doch die Apothekerin steckt den Kopf nicht in den Sand. Per E-Mail hat sie den Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zu sich in die Apotheke eingeladen, um ihm zu zeigen, dass die Landapotheken dringend Unterstützung brauchen. Daniel Bahr kam und nahm sich eine gute Stunde Zeit für die Sorgen und Nöte einer Landapothekerin. Ulrike Jannemann appelliert an ihn im Sinne der Patienten und Apotheker auf dem Lande: „Wir fordern ein Honorar, das unserer Qualifikation entspricht. Es ist frustrierend, wenn man 60 Stunden in der Woche arbeitet und damit so eben über die Runden kommt. Gerade Landapotheken müssten unterstützt werden. Hier kommt keine Laufkundschaft vorbei, aber die Patienten benötigen die persönliche Ansprache und Hilfe vor Ort. In einem 2000-Seelen-Dorf darf eine Apotheke einfach nicht fehlen“.

Der Bundesgesundheitsminister drückte sein Verständnis aus: „Gerade auf dem Land gibt es keinen Ersatz für den Apotheker vor Ort. Das weiß ich und deshalb setze ich mich für eine Verbesserung ein“. Hoffentlich schnell, denn vielen Landapotheken bleibt nicht mehr viel Zeit.

Autor*innen

24.12.2012 | Sandra Göbel/Apothekerkammer Niedersachsen