Auch mit leichter Form zum Arzt

Depressionen ernst nehmen

Mehr als 4 Millionen Menschen sind derzeit in Deutschland wegen einer depressiven Erkrankung in Behandlung. Weitaus höher ist die Zahl derer, die an einer Depression erkrankt sind. Denn vor allem leichte und episodische Depressionen werden häufig unterschätzt und darum nicht behandelt. Der Bundesverband Deutscher Psychiater e.V. (BVDP) warnt, dass wiederkehrende, leichte Depressionen chronisch werden oder sich zu einer schweren Depression entwickeln können.

Verschiedene Ausprägungen von Depressionen

Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich hinsichtlich Ausprägung und Verlauf sehr unterschiedlich äußert. Mögliche Anzeichen sind eine anhaltend gedrückte Stimmung, Antriebslosigkeit, Interessensverlust, Konzentrationsschwierigkeiten und körperliche Symptome wie Appetitstörungen und Schmerzzustände. Auch der Verlust von sexuellem Interesse, Reizbarkeit oder Ängste sind erste Warnsignale.
Bei einer mittleren oder schweren Episode treten die typischen Symptome kurzfristig schwer auf und machen es unmöglich, den Alltag zu bewältigen. Den Betroffenen gelingt es ohne ärztliche Hilfe meist nicht, die Krankheit zu überwinden. Leichte Depressionen dagegen äußern sich meist schleichend, schwach ausgeprägt und schwanken. Bei dieser Form zögern die Betroffenen oft, einen Arzt aufzusuchen. „Personen mit leichten, wiederkehrenden depressiven Episoden sollten sich jedoch nicht davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn sie laufen Gefahr, dass sie über die Zeit eine schwere Depression entwickeln oder die zunächst leichtere Form chronisch wird“, warnt Dr. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des BVDP. Wer bei sich oder seinen Angehörigen Anzeichen einer Depression feststellt, sollte daher unbedingt einen Arzt aufsuchen. „In der Regel gilt, dass Depressionen umso langwieriger behandelt werden müssen, je ausgeprägter sie sind und je länger sie bereits bestehen. Daher ist eine frühzeitige Therapie bei einem Facharzt wichtig, auch um den Krankheitsverlauf abzumildern“, erklärt Dr. Roth-Sackenheim.

Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig

Leichte Depressionen sind heute grundsätzlich gut behandelbar. Es stehen je nach Verlauf unterschiedliche therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung. Oft helfen pflanzliche Medikamente wie Johanniskraut oder eine Lichttherapie. Antidepressiva sind eine wichtige Therapieoption, werden aber vor allem bei schweren Formen eingesetzt. Die Medikamente helfen, die Stimmung aufzuhellen und den Antrieb zu normalisieren. Außerdem verringern sie die belastenden körperlichen Symptome, die die depressive Erkrankung oft begleiten.

Neben der medikamentösen Therapie nimmt die Psychotherapie, zum Beispiel in Form einer Verhaltenstherapie einen großen Stellenwert in der Behandlung ein. Medikamentöse und psychologische Therapieverfahren können einzeln oder kombiniert eingesetzt werden. Welche Behandlungsmethode die passende ist, entscheidet der Arzt jeweils individuell und gemeinsam mit dem Patienten.

Autor*innen

12.02.2013 | Katrin Stegherr