Migräne und geistiger Abbau

Migräne und geistiger Abbau

Migräne fördert keine krankhaften Veränderungen im Zentralnervensystem – zumindest nicht bei älteren Menschen. Darauf weist eine Studie einer internationalen Forschergruppe hin. Die Wissenschaftler widerlegen damit einen vermuteten Zusammenhang zwischen Migräne und Demenz.

Zusammenhang zwischen Migräne und geistigem Abbau vermutet

Studien der letzen Jahre legten nahe, dass regelmäßige Schmerzen im Kopf die Gefäße im Gehirn schädigen und sich dadurch Teile des Zentralnervensystems krankhaft verändern. Dies assoziieren Experten mit einem frühzeitigen geistigen Abbau und Demenz. Der Zusammenhang von Kopfweh und geistigem Abbau gilt jedoch offenbar nicht für ältere Menschen, wie eine aktuelle Untersuchung ergab.
Die Wissenschaftler der europäischen Forschergruppe LADIS untersuchten über 600 Menschen, die sich wegen leichter neurologischer, kognitiver und motorischer Beschwerden an einen Arzt gewendet hatten. Das Durchschnittsalter der Probanden betrug 74 Jahre. Etwa 100 Studienteilnehmer litten an Migräne. Bei allen Studienteilnehmern hatte eine Magnetresonanztomografie (MRT) Veränderungen an der weißen Substanz offenbart. Die weiße Substanz bezeichnet Teile des Zentralnervensystems im Gehirn, in denen die Nervenzellausläufer enden. Die weiße Hirnmasse ist eine unverzichtbare Schaltstelle, die weit auseinanderliegende Hirnareale miteinander verbindet. Sie bestimmt wesentlich die Informationsweiterleitung. Krankhafte Schäden an der weißen Substanz fördern deshalb den geistigen Abbau.

Weiße Substanz baut trotz Migräne nicht schneller ab

Die Untersuchungen zeigten, dass die weiße Substanz von Menschen mit Migräne weder zu Studienbeginn noch drei Jahre später stärker verändert war als die weiße Substanz von Menschen ohne Migräne. „Der vermutete Zusammenhang zwischen dem Migräne-Kopfschmerz und Veränderungen im Gehirn findet in der untersuchten Kohorte also keine Bestätigung“, kommentiert Prof. Fazekas Vorstand der Grazer Universitätsklinik für Neurologie, die Ergebnisse. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Migräne und eventuellen Schäden in der weißen Substanz ein Spezifikum bei jüngeren Betroffenen ist und nur in einem geringen Prozentsatz vorliegt.“ Weitere Studien sollen Klarheit bringen.

Autor*innen

17.06.2013 | Sandra Göbel