Alemtuzumab soll Schübe reduzieren

Multiple Sklerose: Neues Medikament

Diagnose MS: Viele sehen darin eine Zukunft als Pflegefall. Die Nervenkrankheit Multiple Sklerose ist in der Tat nicht heilbar. Nun kommt ein neues Medikament mit dem Wirkstoff Alemtuzumab auf den Markt, das die Beschwerden bei einem schubartigem Krankheitsverlauf mindern soll.

Blank liegende Nerven

Hinter der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose verbirgt sich eine Entzündung von Gehirn und Rückenmark. Körpereigene Abwehrzellen zerstören dabei die schützenden Markscheiden der Nervenstränge. An diesen Stellen ist die Informationsleitung erschwert oder gar unmöglich. So kommt es zu neurologischen Ausfällen. Betroffene erleben die Krankheit unterschiedlich. Meist verläuft sie schubartig mit Empfindungs-, Seh- und Sprechstörungen, Schwächegefühl und Lähmungen in den Beinen. In schweren Fällen werden Erkrankte pflegebedürftig, die Mehrheit kann ohne Beeinträchtigung leben.

Vor allem Frauen sind betroffen, meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die genaue Ursache der MS ist unklar. Forscher vermuten, dass humane Herpesviren oder ein gestörter Fettstoffwechsel als Auslöser in Frage kommen.

Antikörper gegen körpereigene Zerstörer-Zellen

Forscher entwickelten einen neuen Wirkstoff, der die Symptome einer Multiplen Sklerose möglicherweise lindern: Alemtuzumab. Alemtuzumab ist ein Antikörper, der sich gegen ein Oberflächeneiweiß richtet, das auf den Zellen des Immunsystems vorkommt. Der Wirkstoff soll auf diese Weise die B- und T-Zellen reduzieren, welche bei einer MS die Myelinscheide der Nervenzellen zerstören.

Da Alemtuzumab nachhaltig ins Immunsystem eingreift, eignet sich eine Behandlung mit diesem Wirkstoff nur für MS-Patienten mit besonders aktivem, schubartigen Krankheitsverlauf. „Wir werden daher Alemtuzumab nur dann einsetzen, wenn die sicheren Basistherapeutika versagen oder Patienten von Anfang an hochaktiv sind“,  erklärt Prof. Dr. Bernhard Hemmer, Vorstandssprecher des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS). Er begründet die Haltung des KKNMS damit, dass der langanhaltende Effekt des Präparats den Wechsel auf andere MS-Medikamente erschwere. Außerdem seien bis zu vier Jahre nach der letzten Alemtuzumab-Gabe noch monatliche Kontrolluntersuchungen notwendig, um bestimmte Nebenwirkungen, wie antikörpervermittelte Autoimmunerkrankungen, sicher auszuschließen.

In der letzten Phase-III-Studie verglichen die Forscher Alemtuzumab mit dem hochdosierten Interferon-beta und Alemtuzumab zeigte sich überlegen. Die Europäischen Arzneimittelkommission (EMA) entschied in der Folge, den Wirkstoff unter dem Handelsnamen Lemtrada® für die Behandlung von MS zuzulassen.

Autor*innen

23.09.2013 | Julia Heiserholt, KKNMS