Umstrittene Studie widerlegt

Glyphosphat in der Muttermilch?

„Sehr besorgniserregend“ –so stuften die Medien im Juni 2015 den Glyphosphat-Gehalt in der Muttermilch ein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat die Aussage überprüft. Es ermutigt Mütter dazu, weiterhin zu stillen.

Im Juni 2015 meldeten Mütter beim Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), einer Einrichtung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Sie hatten über die Medien erfahren, dass beim Stillen besorgniserregende Mengen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosphat auf das Kind übergehen. Das BfR bezweifelte von Anfang an die Zuverlässigkeit der Messergebnisse. Die Experten wussten: Glyphosphat geht aufgrund seiner physiko-chemischen Eigenschaften nicht in nennenswerter Menge in die Muttermilch über. Milchanalysen bei Nutz- und Labortieren bestätigen dies. Hinzu kommen Zweifel an der Studienqualität. Die fraglichen Messwerte stammen von lediglich 16 Muttermilchproben – zu wenig für eine wissenschaftlich fundierte Aussage. Außerdem ist das verwendete Verfahren, der ELISA-Test, nicht empfindlich genug. So geben die Studienautoren an, 0,21 und 0,43 ng Glyphosphat pro Milliliter Muttermilch gefunden zu haben. Der ELISA-Test liefert aber nur zuverlässige Ergebnisse für Glyphosphat-Konzentrationen über 75 ng pro Milliliter.

BfR veranlasst neue Studie

Um nachvollziehbare und abgesicherte Ergebnisse zu erhalten, veranlasste das BfR eine eigene Studie. Hierzu beauftragte es zwei unabhängige, akkreditierte Labore mit langjähriger Erfahrung im Nachweis von Pflanzenmittelrückständen. Diese entwickelten und validierten eigens für die Studie zwei Testverfahren, die Flüssigchromatographie-Tandemmassenspektrometrie (LC-MS/MS). beziehungsweise Gaschromatographie-Tandemmassenspektrometrie (GC-MS/MS). Beide Methoden sind 75-mal empfindlicher als der ELISA-Test. Die insgesamt 114 untersuchten Muttermilchproben erhielten das Niedersächsische Landesgesundheitsamt und das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit von freiwilligen Spenderinnen.

Kein Glyphosphat in der Muttermilch nachweisbar

Wie erwartet fanden die Forscher keine Glyphosphatrückstände oberhalb der Nachweisgrenze von 1 ng in der Muttermilch. „Das Ergebnis zeigt, wie wichtig seriös durchgeführte wissenschaftliche Studien sind, um in der emotional geführten Debatte um Pflanzenschutzmittelrückstände Verbraucherinnen und Verbraucher nicht unnötig zu verunsichern“, betont BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. Angesichts der entlastenden Studienergebnisse ermutigen das BfR und die nationale Stillkommission Frauen dazu, wie bisher unbesorgt zu Stillen. Muttermilch sei nach wie vor die natürliche und damit beste Nahrung für Säuglinge, so die Experten.

Autor*innen

23.02.2016 | Susanne Schmid/ Bundesinstitut für Risikobewertung