Jod zum Schutz vor Infektionen

Injektionen ins Auge

Vor Injektionen oder Operationen am Augapfel erhalten viele Patienten antibiotikahaltige Augentropfen, um Infektionen vorzubeugen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät zum zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika in Augentropfen und empfiehlt stattdessen, das Auge mit Jod zu spülen.

Injektionen für die Sehkraft

Bei der Behandlung bestimmter Augenerkrankungen werden in regelmäßigen Abständen Anti-VEGFs (Gefäßwachstumshemmer) ins Auge injiziert, zum Beispiel bei einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD). Bei dieser Erkrankung sterben Sinneszellen im Auge ab. Die Folge ist eine zunehmende Sehbehinderung. Ursächlich sind in vielen Fällen übermäßige Gefäßwucherungen im Auge, denen durch die Injektionen entgegengewirkt werden soll. Vor der Injektion säubert der Arzt das Auge und betäubt es mit Tropfen oder Gel. „Bei jeder Injektion ins Auge können Bakterien aus der Bindehaut ins Augeninnere verschleppt werden“, erläutert Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG. Die Konsequenz kann eine schwere Entzündung des Auges sein. Diese Endophthalmitis ist eine gefürchtete Komplikation, da sie zum Verlust der Sehkraft führen kann.

Um Infektionen vorzubeugen, kommen antibiotikahaltige Augentropfen zum Einsatz. Doch Experten sehen den mehrmaligen Einsatz von Antibiotika zur Vorbeugung kritisch. Denn es droht ein Gewöhnungseffekt, sodass die Antibiotika im Falle einer einsetzenden Infektion ihre Wirkung nicht mehr optimal entfalten. Wenn antibiotikaresistente Keime mit der Spritze ins Auge gelangen, wird die Behandlung deutlich erschwert.

Antibiotika bedacht einsetzen

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät zum zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika in Augentropfen. „Die bisher durchgeführten Studien haben nicht belegt, dass äußerlich aufgetragene Antibiotika die Anzahl der Infektionen verringert“, erläutert Professor Dr. med. Elisabeth Messmer von der Universitäts-Augenklinik München. Die Experten empfehlen den behandelnden Ärzten stattdessen, dass Auge des Patienten vor dem Eingriff mit Jod (Povidon-Iod) zu spülen. „Das Antiseptikum desinfiziert das Auge, ohne dass es zur Resistenzentwicklung kommt“, so Messmer. Ein mögliches Risiko sind Jod-Allergien, die jedoch selten auftreten. „Nur etwa vier von tausend behandelten Patienten sind betroffen“, erklärt die DOG-Expertin. Für diese Fälle stehen jodfreie Antiseptika zur Verfügung. Selbst bei Injektionen in den Augapfel könne eine Jodspülung vor dem operativen Eingriff Patienten besser vor Infektionen schützen als antibiotische Tropfen nach der Operation.

Viele Bindehautentzündungen heilen von selbst

Bakterien können auch bei Patienten, die keine Injektionen in das Auge benötigen, die Bindehaut des Auges befallen. Eine solche akute bakterielle Bindehautentzündung (Konjunktivitis) tritt häufig bei Kindern auf. Kinder- und Allgemeinärzte verordnen dann regelmäßig antibiotikahaltige Tropfen, obwohl die Erkrankung oft harmlos ist. Denn die meisten Konjunktividen heilen nach wenigen Tagen von selbst ab. „Wir raten den Eltern, die Augen zunächst einmal täglich mit einem Wattebausch und abgekochtem, lauwarmem Wasser zu reinigen“, führt Messmer aus. Tränenersatzflüssigkeit aus der Apotheke lindert zusätzlich die Beschwerden. Wenn sich nach drei bis vier Tagen keine Besserung abzeichnet, müssten jedoch Antibiotika eingesetzt werden. „Wichtig ist, dass ein Augenarzt den Patienten sieht, damit der richtige Zeitpunkt für eine notwendige Therapie nicht verpasst wird“, betont Professor Messmer.

Autor*innen

08.09.2014 | Sandra Göbel/DOG