Eigene Sitze statt Mutters Schoß

Kleinkinder im Flugzeug

Verbrühungen, Prellungen und Kratzer – Kinder unter 2 Jahren drohen während einer Flugreise verstärkt Verletzungen, denn sie reisen auf dem Schoß ihrer Eltern. Experten fordern einen eigenen Sitzplatz für die kleinen Fluggäste.

Kinder unter 2 Jahren bekommen auf Flugreisen keinen eigenen Sitzplatz. Stattdessen reisen sie auf dem Schoß ihrer Eltern. Bevor das Flugzeug abhebt, verteilt die Stewardess Spezialgurte für die Kleinen. Das Elternteil verankert den Babygurt an ihrem eigenen Gurt und schlingt ihn dann um den Bauch des Kindes. Beim Starten, Landen und während Turbulenzen bleiben Mutter und Kind fest miteinander verbunden. Wissenschaftler von den University Hospitals Rainbow Babies & Children’s Hospital, Cleveland, haben bewiesen, dass diese Praktik ein erhöhtes Verletzungsrisiko mit sich bringt. Zwischen 2009 bis 2014 analysierten sie die Daten von über 80 großen Fluglinien.

Auf elterlichen Schoß ist das Verletzungsrisiko höher

Die US-amerikanischen Forscher stellten fest: Jeder dritte Minderjährige, der während einer Flugreise verunglückte, war unter zwei Jahre alt. „Kinderärztliche Versorgung ist auf kommerziellen Flügen relativ selten erforderlich, wenn man die Anzahl der Passagiere bedenkt“, betont der Studienleiter Professor Alexandre Rotta. „Aber vor allem Kinder, die auf dem Schoß mitreisen, erleiden hier Verletzungen – insbesondere während des Essens-Service oder während Turbulenzen“, erklärt der Pädiater. 39 Prozent der kleinen Reisenden erlitten Verbrühungen durch Suppen oder heiße Getränke. 29,5 Prozent zogen sich Prellungen zu. 20,9 Prozent zeigten Kratzer oder Schürfwunden.

Forscher fordern eigene Sitze für Unter-2-Jährige

Unter-2-Jährige reisen sicherer, wenn sie über eigene Sitze mit speziellen Rückhaltesystemen verfügen, argumentieren die Studienautoren. Als Reaktion auf Ihre Forschungsergebnisse erhoffen sie sich neue Sicherungssysteme für Kinder und Veränderungen bei den Flugvorschriften.

Quelle: Kinder- und Jugendärzte im Netz, University Hospitals Rainbow Babies & Children’s Hospital, Cleveland, englischsprachige Studie in MedicalXPress



Autor*innen

21.12.2016 | Julia Schmidt/Redaktion Ärzte im Netz/