Impfen oder anstecken lassen?

Masern & Keuchhusten im Vormarsch

Das Thema Infektionsschutz spaltet die Gesellschaft: Die einen schicken ihre Kinder zum Impfen, die anderen zur Ansteckungsparty. Welche Strategie bewährt sich angesichts steigender Masern- und Keuchhustenraten?

Masern, Keuchhusten, Windpocken – sind die typischen Kinderkrankheiten ein Kunstgriff der Natur, um das Immunsystem zu trainieren? Viele Impfgegner begründen ihre Bedenken mit genau diesem Argument. Statt auf Impfschutz setzen sie auf Abhärtung. Impfbefürworter argumentieren anders. „Der Organismus entwickelt bei durchgemachten Kinderkrankheiten zwar Abwehrkräfte, es werden aber auch vermeidbare Komplikationen oder Spätschäden in Kauf genommen“, betont Prof. Ursel Heudorf, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main. Zur sanften Stärkung des Immunsystem genügen harmlosere Keime und die körpereigene Darmflora.

Wie häufig sind Komplikationen?

Etwa jeder fünfte Masernfall zieht Komplikationen nach sich. Selbst nach 15 Jahren drohen noch tödliche Infektionen des Nervensystems. Dagegen sind schwere Impfnebenwirkungen äußerst selten. Zwischen 1990 und 2005 kamen auf Millionen von Impfungen nur etwa 315 Impfschäden. Nicht mit Nebenwirkungen zu verwechseln sind Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber oder Rötungen an der Einstichstelle. Impfreaktionen dieser Art zeigen lediglich an, dass der Körper auf die Impfung anspricht.

Was hilft der Gemeinschaft?

Je geringer die Impfbeteiligung, desto steiler steigt die Ansteckungsrate. Wer sich dagegen impfen lässt, schützt auch Neugeborene und Immungeschwächte, für die eine Impfung nicht in Frage kommt. Wären beispielsweise 96 Prozent der Bevölkerung gegen Masern geimpft, ließe sich die Krankheit ausrotten.

Apotheke berät zum Thema Impfen

„Wer sich nicht sicher ist, ob und gegen welche Erreger er geimpft ist, kann sich in der Apotheke beraten lassen“, empfiehlt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen. Beim Impfpass-Check klärt der Apotheker, welche Auffrischungen oder neuen Schutzimpfungen in Frage kommen.

Quelle: Landesapothekerkammer Hessen

Autor*innen

21.04.2017 | Susanne Schmid