Therapie am PC ergänzt Behandlung

Online-Psychotherapie im Trend

Die Zahl der Angebote für eine Psychotherapie per Internet nimmt zu. Über Vorteile und Risiken der Online-Therapie informiert die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN).

Sitzung am PC

Bei der Online-Psychotherapie kommunizieren Patient und Therapeut per E-Mail, Chat oder Videokonferenz. Auch für Apps und SMS-Dienste gibt es Anbieter. Bei Patienten sind entsprechende Angebote zunehmend gefragt, denn sie versprechen eine hohe Anonymität und einen geringen Zeitaufwand, da Fahrt- und Wartezeiten entfallen. Nicht zuletzt senken sie die Hemmschwelle sich in eine therapeutische Behandlung zu begeben. „Ein weiterer möglicher Vorteil ist die bessere Verfügbarkeit psychotherapeutischer Leistungen in Gebieten, die nur eine relativ geringe Dichte von Psychotherapeuten aufweisen“, erläutert Dr. med. Knut Schnell von der DGPPN.

Als Ergänzung sinnvoll, doch kein Ersatz

Allerdings befindet sich die Online-Behandlung psychischer Erkrankungen noch im Stadium der Erforschung. „Vor allem bei leichten bis mittelschweren psychischen Erkrankungen und als längerfristiger Schutz vor Rückfällen gewinnt die Online-Psychotherapie zunehmend an Bedeutung“, meint Dr. Schnell. Sinnvoll sind Online-Therapien vor allem als Ergänzung zu den regelmäßigen Sitzungen in der Arztpraxis sowie zur Nachbehandlung nach einer abgeschlossen Therapie beim Arzt. Der Experte weist darauf hin: „Im Rahmen einer regulären Psychotherapie ist sie derzeit prinzipiell nur als Teil einer Behandlung mit direktem persönlichem Kontakt zwischen Patient und Therapeut möglich. Als Ergänzung zum Arztbesuch ist die Online-Therapie einsetzbar, wenn zwischen den Behandlungen vor Ort häufige Kontakte erforderlich sind oder im Anschluss an eine stationäre Behandlung langfristig gesundheitsförderndes Verhalten unterstützt werden soll.“

Gefahr des Datenmissbrauchs

Das neue Verfahren birgt auch Risiken. So ist es zum Beispiel schwierig seriöse Anbieter zu identifizieren. Darüber hinaus gibt Dr. Schnell zu bedenken: „Durch die räumliche Distanz ist eine genaue klinische Diagnose erschwert und in Notfallsituationen hat der Arzt, wenn überhaupt, nur sehr beschränkte direkte Möglichkeiten einzugreifen und zu helfen. Auch über die Gefahr des Datenmissbrauchs durch Dritte sollte man sich bewusst sein“.

Autor*innen

14.01.2013 | Sandra Göbel/ DGPPN