Gedächtnis kombiniert unterschwellig

Unbewusstes bewusst erleben

Oft erleben wir Situationen unbewusst und können uns trotzdem an Details erinnern. Denn unser Gehirn begreift Dinge, ohne dass wir uns bewusst auf diese einlassen, wie Psychologen der Universität Bern berichten.

Gleiche Leistung ohne Bewusstsein

Die Schweizer Wissenschaftler setzten Versuchspersonen verschiedenen Situationen aus. Situation eins bestand darin, den Nachbarn mit einem neuen Sportwagen zu sehen. In der nächsten Situation sahen die Probanden den Sportwagen mit einem ihnen unbekannten älteren Mann am Steuer. Als sie in der dritten Situation die beiden Männer zusammen sahen, waren sie nicht überrascht: Sie hatten bereits begriffen, dass sich die beiden Herren kennen. Diese bewusst erlebten Ereignisse verarbeitet der Hippocampus – das bewusste Gedächtnissystem. Er sitzt im Gehirn unterhalb des Schläfenbereichs und ermöglicht komplexes Lernen und Erinnern.

Unbewusst lernen

Neu ist allerdings die Erkenntnis, dass der Hippocampus dieselbe Leistung auch ohne Bewusstsein erbringen kann. In einem zweiten Experiment zeigten die Forscher anderen Versuchspersonen die Situationen eins und zwei nur unterschwellig – das heißt mit der Dauer von einigen Tausendsteln einer Sekunde. Trotzdem kam es auch hier zum gleichen Ergebnis: Es gab keinen Überraschungseffekt in Situation drei.

"Dies belegt, dass der Hippocampus auch unabhängig von Bewusstsein funktioniert", sagt Studienleiterin Katharina Henke. "Die Ergebnisse erweitern die gängigen Gedächtnistheorien und relativieren die Bedeutung des Bewusstseins beim Lernen", meint Studienassistent Thomas Reber.



Autor*innen

14.05.2012 | Isabelle Hübler