Neuer Test schafft Klarheit

Unfalltrauma bei Kleinkindern

Nach schweren Unfällen ist nicht nur der Körper verletzt, auch auf der Seele bleiben häufig tiefe Narben zurück. Bei Kleinkindern werden posttraumatische Belastungsstörungen in vielen Fällen nicht erkannt. Ein neuentwickelter Fragebogenhilft künftig bei der Diagnose.

Unfallerlebnisse als Endlosschleife

Schätzungsweise jedes zehnte Kind leidet noch ein Jahr nach einem Verkehrs- oder Verbrennungsunfall an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie durchleben den Unfall ganz oder teilweise in Form von Flashbacks oder Alpträumen immer und immer wieder. Kleine Kinder spielen die belastenden Erlebnisse nach. Sie meiden alle Situationen, Personen oder Orte, die sie mit dem Unfall in Verbindung bringen. Traumatisierte Kinder entwickeln häufig Schlafstörungen, können sich schlecht konzentrieren und verhalten sich aggressiv.

21 Fragen mit hoher Trefferquote

Wissenschaftler der Züricher Universität und des Kinderspitals Zürich entwickelten jetzt einen Test zur Diagnose eines Unfalltraumas. Sie befragten 134 Eltern von zwei- bis sechsjährigen Kindern sieben bis zehn Tage nach einem Verkehrs- oder Verbrennungsunfall. Mit Hilfe von 21 Fragen erfassten die Experten mögliche Verhaltensänderungen der Kinder nach dem Unfall. Die Ergebnisse geben Auskunft darüber, wie hoch das Risiko für langfristige Traumastörungen ist. Bei 85 Prozent der betroffenen Kinder, die nach einem halben Jahr an einer posttraumatischen Belastungsstörung litten, schlug der Test bereits eine Woche nach dem Unfall Alarm.

Schnelle und richtige Erstversorgung

Der Fragebogen wird künftig nach Unfällen von Kleinkindern helfen, langfristige Traumafolgestörungen bereits nach wenigen Tagen zu diagnostizieren. „Kinder mit einem erhöhten Risiko können so früh erkannt und an eine notfallpsychologische Behandlung verwiesen werden“, erklärt Prof. Landolt, Leiter der Studie. So verhindern Ärzte und Psychologen, dass sich eine einmalige Stresssituation zu einer chronischen Erkrankung entwickelt. Den Kindern wird auf diese Weise viel Leid erspart, zeit- und kostenintensive Folgebehandlungen fallen nicht an. Es ist geplant, den Fragebogen als App für Smartphones in naher Zukunft möglichst vielen Erstversorgern wie Notfallpsychologen und Kinderärzten zugänglich zu machen.

Autor*innen

30.09.2013 | Anne Jantos