Gefahren und Alternativen für Mütter

Schmerzen in der Schwangerschaft

Fieber, Kopfschmerzen oder leichte Verletzungen – es gibt viele Situationen, in denen Schwangere ihre Schmerzen mit Schmerzmitteln behandeln möchten. Die Medikation ist für die Gesundheit von Mutter und Kind problematisch. Risiken und Alternativen.
Nehmen Schwangere Schmerzmittel ein, besteht die Gefahr, dass die Wirkstoffe zu Komplikationen bei der Entwicklung des Kindes oder zu gesundheitlichen Problemen der Mutter führen.

Risiken von Acetylsalicylsäure

Die vor allem im Aspirin enthaltene Acetylsalicylsäure (ASS), zählt zu den beliebtesten Schmerzmitteln und wird bei Kopfschmerzen, Fieber, Menstruationsschmerzen oder leichten Verletzungen angewendet. Es hemmt die Blutgerinnerung, sodass der Wirkstoff bei einer Einnahme von 500 mg täglich und mehr bei Schwangeren jedoch zu einem erhöhten Blutverlust bei leichten Verletzungen und während der Geburt führt. Frühgeborene, deren Mütter kurz vor der Entbindung ASS eingenommen haben, weisen häufiger Blutungen im Gehirn auf. Applizieren werdende Mütter eine erhöhte Dosis im letzten Schwangerschaftsdrittel, besteht die Gefahr für Herzfehler des Säuglings. In sehr geringer Menge jedoch wird ASS über einen längeren Zeitraum erfolgreich bei Schwangeren mit drohender Präeklampsie eingesetzt. Auf jeden Fall sollten werdende Mütter die Einnahme von ASS im Vorfeld mit ihrem Arzt besprechen.

Risiken von Paracetamol

Auch Paracetamol wird gegen Fieber, bei Arthrose sowie Kopf- oder Zahnschmerzen eingesetzt. Gängige Monopräparate auf dem deutschen Markt sind Paracetamol-Ratiopharm®, Benuron®, Captin® oder Contac®. Wird es nur in Notfällen eingenommen, beeinträchtigt es die Schwangerschaft und den Embryo nicht. Hingegen legen einige Studien nahe, dass bei Kindern häufiger Asthma und andere Atemwegserkrankungen sowie weitere Verhaltensauffälligkeiten auftraten, wenn ihre Mütter in der Schwangerschaft Paracetamol über mehrere Wochen und Monate eingenommen haben. „Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Auswirkungen wirklich auf das Paracetamol zurückzuführen sind oder vielleicht eher darauf, dass die Schwangeren über einen längeren Zeitraum Schmerzen hatten, die so stark waren, dass sie sie dauerhaft mit Schmerzmitteln bekämpfen mussten“, erläutert Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF). „Wir wissen aus den Studien wenig oder gar nichts über die Belastungen, die zu diesem wochen- und monatelangen Gebrauch von Paracetamol geführt haben. Trotzdem nehmen wir diese Hinweise sehr ernst. Auch Paracetamol sollte in der Schwangerschaft nur in Ausnahmefällen und so niedrig dosiert wie möglich eingenommen werden.“

Suchen Sie bei starken Schmerzen Ihren Frauenarzt auf

Aufgrund der möglichen gesundheitlichen Folgen für Mutter und Kind mahnen Experten zur Vorsicht beim Gebrauch jeglicher Schmerzmitteln während der Schwangerschaft. „Wir empfehlen deshalb allen Schwangeren, so weit wie irgend möglich auf diese Arzneimittel zu verzichten und Schmerzen mit Allgemeinmaßnahmen zu bekämpfen“, betont Dr. Albring. Sind die Schmerzen bei einer Erkrankung oder Verletzung zu stark, sei es besser, wenn werdende Mütter dies zunächst mit ihrem Frauenarzt besprechen. Werdende Mütter mit chronischen Erkrankungen sollten die Einnahme ihrer Schmerzmittel sofort nach Kenntnisnahme der Schwangerschaft mit ihrem Arzt absprechen.

Alternativen zu Schmerzmitteln während der neun Monate

Leichte Beschwerden lindern Schwangere bereits mit ein paar wenigen Tricks:

  • Gönnen Sie sich viel Ruhe, Schlaf und frische Luft.
  • Massieren Sie ein paar Tropfen ätherisches Pfefferminzöl sanft in die Schläfen ein.
  • Bewegen Sie sich ein wenig, jedoch ohne sich dabei zu überanstrengen. Schwimmen oder Spazieren gehen sind einige von mehreren guten Möglichkeiten.
  • Verwenden Sie stützende Liegekissen bei Rückenschmerzen.
  • Lindern Sie Schmerzen nach leichten Verletzungen wie Prellungen oder Verstauchungen durch kühle Umschläge oder Hochlegen der betroffenen Körperteile.
  • Führen Sie sich bei Fieber viel Flüssigkeit zu und planen Sie mehrere Tage Bettruhe und Schonung ein.

Mit diesen Maßnahmen mildern Schwangere ihre Beschwerden, ganz ohne ASS, Paracetamol oder Ibuprofen. Und es lohnt sich. „In der Schwangerschaft werden die Weichen für Jahrzehnte gestellt“, so Dr. Albring. „Mit einer gesunden, bewussten Lebensführung kann die Schwangere viel dazu beitragen, dass ihr Baby mit einer stabilen Gesundheit in sein eigenes Leben startet.“

Neben den Frauenärzten sind auch Schwangerschaftsberatungsstellen vor Ort kompetente Anlaufstellen bei gesundheitlichen oder sozialrechtlichen Fragen. Darüber hinaus vermitteln sie passende Hilfsangebote und unterstützen werdende Eltern bei schwierigen Entscheidungsprozessen wie bei auffälligen Befunden einer Pränataldiagnostik.

Autor*innen

22.01.2016 | Julia Schmidt/BvF