Standardimpfungen

Standardimpfungen (auch Regelimpfungen genannt) sind Impfungen, die für alle Menschen einer bestimmten Altersgruppe empfohlen werden. Impfempfehlungen werden in Deutschland von der Ständigen Impfkommission (STIKO) ausgesprochen. Diese gehört zum Robert Koch-Institut (RKI), das bundesweit für die Überwachung und Vorbeugung von Krankheiten zuständig ist. Standardimpfungen werden für die gesamte Bevölkerung empfohlen und von den Krankenkassen bezahlt.

Andere Impfungen werden nur für Menschen mit einem erhöhten Risiko empfohlen. Diese Indikationsimpfungen betreffenzum Beispiel Menschen, die bestimmen Erregern öfters ausgesetzt sind als der Rest der Bevölkerung. Das ist etwa bei Menschen der Fall, die im Gesundheitssektor, im Sozialwesen oder in der Kinderbetreuung tätig sind. Indikationsimpfungen richten sich aber auch an Menschen mit Vorerkrankungen, weil diese bei einer Erkrankung besonders anfällig für schwere Verläufe oder Komplikationen sind. So ist z. B. für Menschen mit einer Immunschwächekrankheit wie AIDS ein Impfschutz anzustreben, der so umfassend wie möglich ist. Diese Impfungen werden entweder von der Krankenkasse oder vom Arbeitgeber bezahlt.

Reiseimpfungen werden empfohlen, wenn das Risiko für bestimmte Erkrankungen am Reiseziel erhöht ist. Typische Beispiele sind Reiseimpfungen gegen Tollwut oder Meningokokken. Diese Impfungen müssen häufig privat bezahlt werden – es lohnt sich aber, bei der Krankenkasse wegen der Kostenübernahme anzufragen.

Impfung

Schutz

Durchführung

Unsere Bewertung

Tetanus

Schützt vor einer fast immer tödlich verlaufenden Krankheit

Grundimmunisierung durch 3 Impfungen zwischen 3. und 12. Lebensmonat

Auffrischungsimpfungen für Tetanus, Diptherie und Keuchhusten im im 6.–7. Lebensjahr, dann nochmal zusätzlich mit HiB im 10.–17. Lebensjahr.

Später Auffrischungsimpfungen, im Erwachsenenalter für Tetanus und Diptherie alle 10 Jahre, für Keuchhusten einmalig ab 18. Auch Erwachsene, die noch nicht geimpft sind, sollten sich noch impfen lassen.

Auffrischimpfung für Schwangere gegen Keuchhusten(1)
Polioauffrischungsimpfung im 9.–17. Lebensjahr.

Absolutes Muss

Diphtherie

Schützt vor einer häufig tödlich verlaufenden Krankheit

Absolutes Muss

Keuchhusten (Pertussis)

Je mehr Kinder geimpft sind, desto weniger Säuglinge werden angesteckt, für die Keuchhusten gefährlich ist.

Grundsätzlich sinnvolle Impfung, von der aber die am meisten gefährdete Gruppe (junge Säuglinge) bisher weniger stark profitiert als erhofft.1

Polio (Kinderlähmung)

Schützt vor schweren Behinderungen

Bei Verwendung eines Polio-Hepatitis-B- und HiB-Mehrfachimpfstoffs Grundimmunisierung durch 4 Impfungen im vollendeten 2., 3., 4. sowie 11–14. Lebensmonat; Polioauffrischungsimpfung im 9.–17. Lebensjahr

Polio kommt hierzulande zwar nicht mehr vor, aber in der 3. Welt; der Schutz ist deshalb trotzdem empfehlenswert.

Hepatitis B

Schützt vor Leberentzündung mit Gefahr der Leberzirrhose

Übertragung größtenteils durch Kondome vermeidbar. Wer in Gesundheitsberufen arbeitet, muss geimpft sein.

Haemophilus influenzae B (HiB)

Schützt vor der HiB-bedingten Hirnhautentzündung sowie vor der oft tödlichen eitrigen Kehldeckelentzündung

Wichtige Impfung

Rotaviren

Schützt vor allem in den ersten beiden Lebensjahren vor schweren Durchfallerkrankungen

 

Erste Schluck-Impfung ab der 7., spätestens in der 13. Lebenswoche; dann je nach Impfstoff 1–2 weitere Impfungen jeweils nach etwa 4 Wochen

Für Neugeborene sinnvoll um Krankenhausaufenthalte durch schweren Durchfall zu vermeiden

 

Masern

Schützt vor Masernkomplikationen: 1 von 20 an Masern erkrankten Kindern entwickelt eine Lungenentzündung, 1 von 1 500 eine Gehirnentzündung mit häufig bleibenden Behinderungen.

Bei Verwendung eines Masern-Mumps-Röteln-Windpocken-Vierfachimpfstoffs (MMRV) Immunisierung durch 2 Impfungen im 12. und 16. Lebensmonat

Unterschätzte Krankheit, Impfung sinnvoll; für den Besuch einer Kita besteht eine Impfpflicht

Mumps

Schützt vor mumpsbedingter Hodenentzündung mit Unfruchtbarkeit.

Heute v. a. wegen der Altersverschiebung sinnvoll (Nichtgeimpfte machen die Erkrankung sonst unter Umständen nach der Pubertät durch – mit höherem Komplikationsrisiko).

Röteln

Schützt den Embryo vor der Schädigung durch Röteln im Mutterleib

Zweckmäßig, bei Jungen als Solidaritätsimpfung

Windpocken (Varizelle)

Schützt noch nicht erkrankte Jugendliche, bei denen Windpocken oft schwer verlaufen.

Für bisher noch nicht erkrankte Jugendliche oder Erwachsene sowie für Kinder mit schwerer Neurodermitis zweckmäßig

Meningokokken

Diese Impfungen schützen vor bestimmten Formen der bakteriellen (eitrigen) Hirnhautentzündung und Blutvergiftung.

Gegen Typ B Meningokokken Immunisierung durch 3 Impfungen innerhalb des 1. Lebensjahres.


Gegen Typ C Meningokokken Immunisierung im 13. Lebensmonat.

Impfung auch für alle Kontaktpersonen eines Erkrankten, bei denen noch kein Impfschutz besteht.

Das Risiko einer durch Meningokokken bedingten Erkrankung ist gering (1: 40 000), Erkrankungen verlaufen aber oft tödlich.

Pneumokokken

Immunisierung durch 3 Impfungen im 3., 5. und 12. Lebensmonat sowie ab dem 61. Lebensjahr

Zweckmäßig, kann schwere Erkrankungen verhindern

Humane Papilloma-Viren (HPV)

Schützt vor allem vor bestimmten Formen des Gebärmutterhalskrebses, aber auch vor Peniskrebs

Immunisierung durch 2 Impfungen von 9- bis 14-jährigen Mädchen und Jungen

Verhindert durch HPV ausgelösten Krebs

Influenza A („Grippeschutzimpfung“) Schutz vor einer schweren grippalen LungenentzündungJährliche Impfung für Personen ab 60 empfohlen.Auch wenn der Schutz oft nicht überragend ist: insgesamt zweckmäßig
COVID-19Schutz vor Lungenversagen, vor allem für ÄltereGrundimmunisierung für alle über 18-Jährigen empfohlen; Auffrischungen für über 60-JährigeVor allem für Ältere eine nach wie vor potenziell tödliche Erkrankung; Impfung auch für den Herdenschutz sinnvoll
Herpes zoster (Gürtelrose)Schützt vor einer sehr schmerzhaften Erkrankung2 Impfungen ab dem 60. LebensjahrGürtelrose ist äußerst schmerzhaft; sinnvolle Impfung auch zur Vermeidung von schmerzbedingen Komplikationen

1 Der Grund: Der Impfschutz lässt nach, wenn aus den Kindern junge Eltern werden; sie können dann ihre neugeborenen Kinder anstecken. Eine Impfung im letzten Drittel der Schwangerschaft soll dies verhindern.

Die derzeitigen Regelimpfungen im Überblick gemäß dem von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfkalender (Stand: Juli 2007, aktualisiert: Oktober 2009)

  • www.rki.de – Website des Robert Koch Instituts, Berlin: Bietet Informationen zu Infektionskrankheiten, Infektionsschutz und Impfempfehlungen der STIKO.

Weiterlesen:

Wie wirken Impfungen?

Impfreaktion, Impfkomplikation, Impfschaden - was ist was?

Warum Impfungen wichtig sind

Autor*innen

Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Aktualisierung: Dr. Tobias Höflein | zuletzt geändert am um 15:20 Uhr