Zahnfleisch- und Mundschleimhautbeschwerden

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Beim Routinecheck überprüft die Zahnärzt*in nicht nur die Zähne, sondern auch das Zahnfleisch.

Die Mundschleimhaut ist Tag für Tag aggressiven Einflüssen wie scharfen Gewürzen, heißen und kalten Flüssigkeiten ausgesetzt. Diese werden durch die Schutzschicht des Speichels und eine gesunde Mundflora neutralisiert, wobei dieser Schutz jedoch unvollständig ist. Besonders Bakterien und Viren greifen die Schleimhaut an, ebenso Prothesen und Zahnspangen sowie der sehr heiße Pfeifenrauch. Pilze dagegen sind in geringer Menge regelmäßige Gäste in der Mundhöhle, zum Problem werden sie nur, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Dann beginnen sie sich stark zu vermehren und bilden weißliche Beläge auf Wangenschleimhaut und Zunge.

Außerdem ist die Mundhöhle oft auch bei inneren Erkrankungen mitbetroffen, z. B. bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, verschiedenen Formen der Blutarmut (Anämie), Störungen des Immunsystems, Diabetes und Leukämie. Auch viele Allergien und Hautkrankheiten hinterlassen ihre Spuren im Mund – von eingerissenen Mundwinkeln bei Neurodermitis bis zu blutigen Blasen beim Erythema exsudativum multiforme.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Unebene, evtl. weißliche Zone in der Wangenschleimhaut wo die Zähne aufeinandertreffen

Ursache:

  • Impressionslinie, Schwiele als Folge von häufigem Einbeißen

Maßnahmen:

  • Meist harmlos, muss nicht behandelt werden
  • Beim nächsten Zahnarztbesuch darauf hinweisen

Weiße, quarkähnliche Beläge auf Wangenschleimhaut und Zunge, bei Entfernung blutend; bei starkem Befall Schmerzen beim Essen und Trinken

Ursachen:

Mundsoor (Mundpilz), z. B. bei

  • Säuglingen, aber auch bei hochbetagten Menschen
  • Schlecht sitzenden Zahnprothesen
  • Diabetes
  • Immunschwäche (Krebs- und Autoimmunerkrankungen, immunsuppressive und Zytostatikatherapie, Asthmatherapie mit Kortison)
  • Längerer Einnahme von Antibiotika

Maßnahme:

  • Am nächsten Tag zum Haus- oder Kinderarzt

Hinweis:

  • Um Mundpilz vorzubeugen, sollte Asthmatiker nach dem Inhalieren von Kortison-haltigen Sprays gründlich den Mund ausspülen

Schleimhautwunden, oft wiederholt an der gleichen Stelle

Ursache:

  • Verletzungen durch scharfe Zahnkanten, Zahnspangen und Prothesen oder Wangenbeißen

Maßnahme:

  • Bei Bedarf zum Zahnarzt oder Kieferorthopäden

Einzelne schmerzhafte kleine Geschwüre mit hellem Zentrum und rotem Rand; an Wangen, Zahnfleisch und/oder Zunge; evtl. in Schüben wiederkehrend

Ursache:

  • Aphthen (verursacht durch harmlose Viren)

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Kinderarzt, wenn Kinder wegen Schmerzen nicht mehr trinken
  • Ansonsten zum Arzt, wenn die Aphthen nach 1 Woche (Kinder) bzw. 2 Wochen (Erwachsene) nicht abheilen

Selbsthilfe:

  • Verzicht auf feste Nahrung, Trinken über Strohhalm, evtl. kühlendes Speiseeis verzehren
  • Auf ausreichende Trinkmenge achten
  • Pinselungen oder Gurgeln, z. B. mit Kamille-, Salbei-, Rathania- oder Myrrhetinktur

Schmerzhafte Bläschen und Geschwüre mit Fieber; meist Speichelfluss, säuerlicher Mundgeruch; evtl. geschwollene Lymphknoten im Kieferwinkel

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Kinder- oder Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Auf ausreichende Trinkmenge achten (z. B. abgekühlten Kamillentee oder kaltes Wasser), evtl. mit Strohhalm
  • Pinselungen oder Gurgeln. z. B. mit Kamille-, Salbei-, Rathania- oder Myrrhetinktur

Schmerzhafte Bläschen und blutende Geschwüre mit Fieber; Hautausschlag, evtl. erst Tage nach Auftreten der Mundveränderungen; oft Gelenkschmerzen

Ursache:

  • Erythema exsudativum multiforme (EEM; eine akute Entzündung der Mundschleimhaut mit Ausschlag)

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Haus- oder Hautarzt

Blasen und Geschwüre im Mund, später auch auf der äußeren Haut

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder Hautarzt oder Internisten

Blau-weiße Streifen (Wickham-Streifen) oder brennende Geschwüre; meist juckender Hautausschlag; schubartiger Verlauf

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder Hautarzt

Abgegrenzte, schmerzhafte Rötung und Schwellung; oft Fieber, Schüttelfrost

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag zum Haus- oder HNO-Arzt

Mäßig schmerzhafte Rötung und Schwellung größerer Schleimhautbereiche oder des gesamten Mundes; evtl. mit Geschwüren

Ursachen:

  • Heiße oder scharf gewürzte Speisen und Getränke
  • Mangel an Eisen, Vitamin C (Skorbut) oder Vitamin B

Maßnahme:

  • Zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn die Beschwerden länger als eine Woche anhalten

Selbsthilfe:

  • Verzicht auf scharfe und heiße Speisen, Rauchen und Alkohol
  • Mundspülungen mit Kamille-, Salbei- oder Myrrhetinktur

Rötung größerer Schleimhautbereiche oder des gesamten Mundes; Brennen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl

Ursache:

Maßnahme:

  • Zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn die Beschwerden länger als eine Woche anhalten

Selbsthilfe:

  • Auslöser suchen

Schmerzlose Rötung und Schwellung des Zahnfleisches; häufiges Zahnfleischbluten; oft Mundgeruch; evtl. lockere oder verschobene Zähne

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Zahnarzt, wenn Zahnfleischbluten länger andauert

Selbsthilfe:

  • Sorgfältige Zahnhygiene
  • Zahnfleischbalsam

Schmerzlose, meist ausgeprägte Schwellung des Zahnfleisches

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn die Veränderungen nicht innerhalb von 2 Wochen abheilen

Hartnäckige Geschwüre oder Wucherungen; anfangs keine weiteren Beschwerden; später evtl. Schmerzen, Mundgeruch, blutiger Speichel; oft bei starken Rauchern oder Schnapstrinkern

Ursachen:

  • Leukoplakie (weiße Krebsvorstufe)
  • Erythroplakie (rote Krebsvorstufe)
  • Bösartiger Tumor, meist Spinaliom, häufig zwischen unterer Zahnreihe und Zungenrand
  • Gutartiger Tumor, meist Fibrom

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder HNO-Arzt, wenn die Veränderungen nicht innerhalb von 2 Wochen abheilen

Ihre Apotheke empfiehlt

Zahn- und Mundpflege.

Eine sorgfältige Mundhygiene hilft, Entzündungen im Mundraum vorzubeugen. Neben regelmäßigem Zähneputzen zählt dazu auch das Reinigen der Zahnzwischenräume. Verschiedene Hilfsmittel stehen dabei zur Verfügung:

  • Zahnseide-Sticks: Diese anwendungsfertig in Einweghalter eingespannte Zahnseidenstücke sind besonders leicht in der Handhabung und können bereits von Kindern benutzt werden.
  • Zahnseide: Gewachste Zahnseide gleitet leicht durch enge Zwischenräume ohne dabei auszufransen, dafür reinigt die ungewachste besser.
  • Interdentalbürsten: Mit ihnen lassen sich größere Zahnzwischenräume besser reinigen. Die Bürstengröße muss der Größe der Zahnzwischenräume entsprechen: Zu große Bürsten können den Zahnschmelz schädigen und zu kleine sind wirkungslos.

Mundspülungen.

Mundspülungen mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Thymol, Menthol, Kamille und Methylsalicylat eignen sich gut zur täglichen Pflege von Zähnen und Zahnfleisch. Sie reduzieren die Keimzahl und schützen das natürliche Gleichgewicht der Mundflora.

Antiseptische, also antibakteriell wirksame Mundspülungen (z. B. mit Chlorhexidin) sollten hingegen nur bei akuten Entzündungen oder nach einer Zahn-OP zum Einsatz kommen, und das auch nur für maximal 2 Wochen. Bei längerer Anwendung beeinträchtigen sie gelegentlich den Geschmackssinn und verfärben Zähne, Zunge und Schleimhaut.

Hinweis: Einige Antiseptika enthalten Alkohol.

Zahnfleischbalsam und -gel.

Entzündetes Zahnfleisch wird durch regelmäßiges Eincremen mit Zahnfleischbalsam oder -gel beruhigt. Mittel mit Lidocain oder Polidocanol wirken zusätzlich lokal betäubend und schmerzstillend. Daneben gibt es Balsam, Tinkturen und Gele mit Pflanzenextrakten wie Salbei, Kamille und Myrrhe, die entzündungshemmend wirken. Sie werden nach dem Zähneputzen auf das zuvor trocken getupfte Zahnfleisch aufgetragen. Anschließend sollte der Mund nicht ausgespült werden.

Hinweis: Viele Tinkturen enthalten Alkohol.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 14:49 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.