Chronische Schulterschmerzen

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Schulterschmerzen sind häufig: Die Mehrheit der Menschen verspürt irgendwann im Leben einmal Schulterschmerzen. Dass die Schulter so häufig schmerzt, liegt nicht nur daran, dass sie im Alltag ständig beansprucht wird. Auch ihre hohe Beweglichkeit macht sie anfällig für Verletzungen, vor allem bei falscher Belastung wie ständigem Überkopfarbeiten oder Überbelastung.

Von chronischen Schulterschmerzen spricht der Arzt erst dann, wenn die Einschränkungen seit mindestens drei Monaten bestehen. Spätestens dann sollte der Ursache für die Schmerzen auf den Grund gegangen werden, um einem weiteren Voranschreiten der Beschwerden vorzubeugen.

Am häufigsten geht der Schmerz von den Muskeln aus, die die Schulter umgeben, der sogenannten Rotatorenmanschette. Muskeln dieser Gruppe sind etwa bei der Kalkschulter betroffen oder auch beim Impingement-Syndrom. Beide Syndrome können zu so starken Beschwerden führen, dass eine Bewegung des Armes kaum mehr möglich ist (Näheres siehe Rotatorenmanschettensyndrom).

Ist das Schultergelenk die Quelle für den Schmerz, ist dafür häufig eine Arthrose verantwortlich, also ein Knorpelschaden, der meist durch übermäßigen Verschleiß verursacht wird. Bei der frozen shoulder (deutsch: gefrorene Schulter oder schmerzhafte Schultersteife) verklebt die Gelenkkapsel aufgrund wiederkehrender Entzündungen.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Schulter- und Oberarmschmerzen mit verspanntem Nacken Verstärkung der Schmerzen beim Drehen des Kopfs; evtl. wiederkehrende Kopfschmerzen; evtl. bohrender Schmerz zwischen den Schulterblättern, selten Taubheitsgefühl und/oder Lähmungen an Schulter, Arm oder Hand

Ursache:

Schulter-Arm-Syndrom, verursacht durch

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder Hausarzt bei Taubheitsgefühl oder Lähmungen
  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt bei länger bestehenden Beschwerden

Selbsthilfe:

  • Wärmeanwendungen, z. B. heiße Rolle
  • Verbesserung der Arbeitsplatzergonomie
  • Bewegungspausen im Beruf
  • Entspannungsverfahren
  • Ausgleichssport – Motto: Alles, was Spaß macht und nicht weh tut

Wechselnde, ziehende Schulter- und Oberarmschmerzen; schmerzhafte Bewegungseinschränkung beim Abspreizen des Arms auf Gesichtshöhe (60–120°, schmerzhafter Bogen); Verstärkung der Schmerzen beim Liegen auf der Schulter

Ursachen:

  • Periarthritis humeroscapularis
  • Sportlerschulter (Werferschulter, Schwimmerschulter), z. B. bei Ausübung von Volleyball und Baseball, Schwimmsport, Tennis, Squash, Badminton

Maßnahmen:

  • In den nächsten Tagen zum Orthopäden oder Hausarzt bei starken Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen
  • Sonst in den nächsten Wochen, wenn sich die Beschwerden nicht bessern

Selbsthilfe:

  • Wärmeanwendungen, z. B. Wärmekissen im Bett
  • Regelmäßiges Bewegen der Schulter unterhalb der Schmerzgrenze

Über Wochen bis Monate zunehmender Bewegungsschmerz in der Schulter; zunehmende Einschränkung der Schulterbeweglichkeit bis zur vollständigen Versteifung; nachts Verstärkung der Schmerzen

Ursachen:

  • Adhäsive Kapsulitis (frozen shoulder)
  • Humeruskopfnekrose (Absterben des Oberarmkopfs)

Maßnahmen:

  • Bei starken Schmerzen in den nächsten Tagen zum Orthopäden oder Hausarzt
  • In den nächsten Wochen bei mäßiggradigen, hartnäckigen Beschwerden

Selbsthilfe:

  • Kälteanwendungen, z. B. kalte Umschläge, Eisbeutel, Kühlpack

Über Jahre zunehmender Bewegungsschmerz in der Schulter; Bewegungseinschränkung zunächst bei Außendrehung und Abspreizen des Arms über die Schulterhöhe, später auch Schmerzen in Ruhe und bei Nacht; oft Reiben und Knarren bei Schulterbewegungen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Orthopäden oder Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Wärmeanwendungen, z. B. Wärmekissen oder Rotlicht
  • Trotz Schmerzen Schulter bewegen

Chronische Schmerzen und evtl. Taubheitsgefühl an der Außenseite der Schulter und des Oberarms; oft Schwäche beim Abspreizen des Arms; oft Verstärkung der Schmerzen durch Heben des Arms hinter den Kopf

Ursache:

  • Incisura-Scapulae-Syndrom

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Orthopäden oder Hausarzt

Wechselnde Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühl an der Außenseite der Schulter, oft auch an Arm und Hand; auslösbar durch bestimmte Bewegungen und Haltungen, z. B. Drehen des Kopfs, Überkopfaktivitäten, Schlafen mit hochgeschlagenem Arm; Verstärkung durch Zug am Arm

Ursache:

  • Thoracic-outlet-Syndrom (Sammelbegriff für Beschwerdebilder, die durch Einengung des zum Arm ziehenden Gefäßnervenstrangs im oberen Brustkorb entstehen)

Maßnahmen:

  • In den nächsten Tagen zum Orthopäden oder Hausarzt bei Auftreten von Schwere- oder Schwächegefühl im Arm
  • Sonst in den nächsten Wochen zum Arzt, wenn die Beschwerden wiederholt auftreten

Langsam zunehmende, v. a. nächtliche Schmerzen an der Außenseite der Schulter, oft auch Innenseite des Arms; evtl. Lähmungen am Arm

Ursachen:

  • Lungenkrebs an der Lungenspitze
  • Krebserkrankungen am Rippenfell, z. B. Pleuramesotheliom

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Muskelkaterartige Schmerzen und zunehmende Schwäche der Schulter-, Gesäß- und Hüftmuskeln; anfangs v. a. Schwierigkeiten beim Heben der Arme über Kopf, Treppensteigen; oft Fieber, Gewichtsverlust; evtl. Hautausschlag

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt

Schmerzhafte Verkrampfungen der Schultern mit zunehmender Schwäche der Hände und/oder Füße

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt oder Neurologen

Schmerzen und Schwellungen an Schultern, Fingergelenken und anderen Gelenken; morgendliche Steifigkeit der betroffenen Gelenke; Schmerzen beim Händedruck; oft leichtes Fieber, Müdigkeit

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Orthopäden

Selbsthilfe:

  • Bei akuten Gelenkschmerzen Kälteanwendungen, z. B. Eisbeutel, Kühlpack

Ihre Apotheke empfiehlt

Schulter wärmen.

Gerade bei chronischen Schmerzen eignet sich Wärme gut, um die Beschwerden zu lindern. Bewährt haben sich Kirschkernkissen, die sich im Ofen oder in der Mikrowelle erwärmen lassen, oder auch eine Wärmflasche. Bei akuten Entzündungen, also z. B. bei einem akuten Arthroseschub, sind kalte Auflagen zu bevorzugen, weil Wärme die Entzündung eventuell noch weiter fördert.

Beweglichkeit erhalten.

Schulterschmerzen verführen dazu, Schultergürtel und Oberarm zu schonen und möglichst wenig zu bewegen. Das reduziert zwar den Schmerz, ist aber sehr ungünstig, weil es sowohl die Bandstrukturen als auch die Muskeln schrumpfen lässt, was sich negativ auf die Kraft und die Beweglichkeit auswirkt.

Muskeln aufbauen.

Gerade bei der Schulter, die weniger durch die Bänder, als durch die sie umgebenden Muskeln stabilisiert wird, gilt: Eine gut und gleichmäßig ausgebildete Muskulatur beugt Fehl- und Überbelastungen des Gelenks, aber auch einzelner Muskeln vor. Zum Muskelaufbau eignen sich Sportarten wie Brustschwimmen, aber auch gezielte Übungen, die Ihnen beispielsweise ein Physiotherapeut zeigen kann. Bewährt haben sich auch Gesundheits-Apps, die leicht in den Alltag zu integrierende Übungen vorschlagen, z. B. kaya. Meiden sollten sie alle Sportarten, die die Schulter übermäßig belasten, z. B. Volleyball.

Ergonomisch Arbeiten.

Nicht nur Handwerker, die viele Überkopfarbeiten ausführen, haben oft mit Schulterbeschwerden zu kämpfen. Auch bei Schreibtischtätigkeiten ist es wichtig, auf die richtige Haltung zu achten, um Schmerzen zu vermeiden. So sollte der Nacken beim Arbeiten möglichst gerade gehalten werden und sich die Oberkante des Bildschirms auf Höhe der Augen befinden. Ihren Bürostuhl stellen Sie am besten so ein, dass die Oberschenkel parallel zum Boden oder leicht abfallend positioniert sind.

Entspannungstechniken.

Nicht zuletzt haben Schulterschmerzen auch psychische Ursachen. Stress oder Kummer sorgen dafür, dass sich die Muskeln verkrampfen und so Schmerzen auslösen. Hier beugen Sie am besten durch regelmäßig ausgeführte Entspannungstechniken wie die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder auch Meditation vor.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 15:40 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.