Anis

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Anis zählt zu den sehr alten Kulturpflanzen, die eine lange Geschichte als Heilpflanze in den antiken Hochkulturen – einschließlich China und Indien – haben. Die Ärzte des Altertums beschrieben ihn als erwärmend, austrocknend, Asthma erleichternd und als Gegengift gegen alle Gifte.

Nach Deutschland kam Anis vermutlich durch die Römer. Der Arzt Bock empfahl ihn gegen Wassersucht, Blähungen, verstopfte Leber, Magenbeschwerden, Schluckauf, als schmerzstillendes und verdauungsförderndes Mittel und äußerlich angewendet als Augenpflaster und Mittel gegen Ohren- und Kopf­schmerzen. Daneben gibt es zahlreiche Anwendungen in der Volksmedizin einiger europäischer Länder und Regionen. Anisöl wurde auch zur Vertreibung von Insekten aus dem Haus angewendet.

Wissenschaftlicher Name: Pimpinella anisum L.

Charakteristik

Anis wird vor allem in Südeuropa, der Türkei, Mittelasien, Indien, China, Japan sowie in Mittel- und Südamerika angebaut. Medizinisch verwendet werden das ätherische Öl aus den reifen Früchten und die getrockneten Früchte.

Anwendungsbereiche

Innere Anwendung: bei Katarrhen der Atemwege und Verdauungsbeschwerden.
Äußere Anwendung: bei Katarrhen der Atemwege.
Volksmedizin: innerlich bei Keuchhusten, Blähungen, kolikartigen Schmerzen, zur Förderung der Verdauungsfunktion, bei Menstruationsbeschwerden, Leberleiden und Tuberkulose.
Homöopathie: Nackenschmerzen und Hexenschuss

Dosierung

Innere Anwendung: Tagesdosis: 3 g Droge
Tee: morgens und/oder abends 1 Tasse frisch trinken (schleimlösend); 1 Esslöffel voll täglich (Magen- und Darmbeschwerden), Säuglinge 1 Teelöffel (in die Flasche)
Aufguss: Einzeldosis: 0,5–1 g jeweils nach den Mahlzeiten
Äußere Anwendung: Inhalation des ätherischen Öls

Wirkung und Nebenwirkungen

Die pharmakologische Wirkung der Droge wird größtenteils durch das enthaltene ätherische Öl hervorgerufen, das den Schleimauswurf fördert und krampflösende Eigenschaften aufweist. Im Reagenzglas wurde eine Erweiterung der Bronchialwege sowohl durch das ätherische Öl als auch durch den wässrigen oder ethanolischen Extrakt der Anisfrüchte beobachtet. Ein methanolischer Extrakt der Früchte zeigte im Tierversuch eine sehr schwache entzündungshemmende Wirkung. Anisöl wirkt gegen Insekten, Pilze, Mikroorganismen und löst Krämpfe. Für die Hauptkomponente Trans-Anethol wurden im Reagenzglas entzündungs- und krebshemmende Effekte nachgewiesen.

Risiken der bestimmungsgemäßen Anwendung thera­peutischer Dosen der Droge und Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Gelegentlich können allergische Reaktionen an der Haut, an den Atemwegen und im Magen-Darm-Trakt auftreten. Sehr selten wurde bei wiederholter Anwendung Sensibilisierung beobachtet. Bei bekannter Allergie gegen Anis bzw. Anethol sollte er nicht angewendet werden. Auch während der Schwangerschaft sollte Anis gemieden werden.

Anwendung in Lebensmitteln

Anis ist ein bekanntes und beliebtes Gewürz, das bei der Herstellung verschiedenster Lebensmittel wie Backwaren, Süßwaren, Würzmischungen, Soßen und alkoholischen sowie alkoholfreien Getränken verwendet wird.

Aufgrund der im Tierexperiment gefundenen krampflösenden und den Schleimauswurf fördernden Fähigkeiten wie auch der antibakteriellen und antiviralen Effekte ist die Verwendung der Pflanze bzw. ihres Samenöls in Functional-Food-Produkten durchaus sinnvoll und empfehlenswert.

Autor*innen

Thomas Brendler, Joerg Gruenwald, Christof Jaenicke | zuletzt geändert am um 17:41 Uhr