Darreichungs- und Verabreichungsformen

Tabletten, Kapseln und Zäpfchen. Es gibt viele Formen von Arzneimitteln, jede hat besondere Eigenschaften.
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Die Wirkung von Medikamenten hängt nicht nur vom Wirkstoff ab, sondern auch von der Darreichungsform.

Viele Arzneimittel sind in mehreren  Darreichungsformen (Arzneimittelformen) erhältlich. So stehen Alternativen zur Verfügung, falls eine Patient*in eine bestimmte Darreichungsform nicht verträgt. Teilweise kann ein und derselbe Wirkstoff so auch je nach Bedarf lokal oder systemisch eingesetzt werden. Beispielsweise gibt es den schmerzstillenden und fiebersenkenden Wirkstoff Paracetamol als Tablette und als Kapsel für Erwachsene und für Kinder als Zäpfchen oder als Sirup.

Gasförmig

Gasförmige Arzneimittel werden über die tieferen Atemwege oder die Lunge aufgenommen, sie sind relativ selten. Beispiele sind:

  • Medizinische Gase (z. B. Narkosegase)
  • Aerosole: Sie bestehen aus einer Flüssigkeit oder einem Pulver, das mit Luft vernebelt und eingeatmet wird (z. B. Asthmasprays).

Flüssig

Flüssige Arzneimittel können sowohl lokal als auch systemisch angewendet werden. Beispiele sind:

  • Tinkturen: alkoholische Auszüge von pflanzlichen oder tierischen Stoffen
  • Lösungen: enthalten feste Wirkstoffe in gelöster Form (z. B. Augentropfen, Nasenspray oder Sirup)
  • Emulsionen: Durchmischungen zweier Flüssigkeiten, die sich ansonsten nicht ineinander lösen (z. B. Öl und Wasser), mithilfe eines Emulgators
  • Schäume: Flüssigkeit wird durch eine Düse mit Gas vermengt und als Schaum aufgetragen, z. B. auf der Haut oder rektal als Rektalschaum.

Halbfest

Halbfeste Arzneimittel werden auf die äußere Haut oder Schleimhäute aufgetragen. Beispiele sind:

  • Salben und Cremes: weisen eine Fettbasis auf, Cremes enthalten jedoch mehr Wasser und sind streichfähiger. Oft gibt es denselben Wirkstoff als Salbe und als Creme.
  • Paste: relativ feste Salbe mit hohem Pulveranteil
  • Gel: hat eine Wasserbasis und trocknet auf der Haut, wobei das verdunstende Wasser kühlt.

Fest

Feste Arzneimittel gibt es in verschiedenen Formen, z. B.:

  • Pulver: kann auf die Haut aufgetragen (Puder) oder wie das grobkörnigere Granulat getrunken werden
  • Tabletten bestehen aus gepresstem Pulver, lassen sich beliebig teilen, aber nicht immer leicht schlucken. Sonderformen sind Lutsch-und Brausetabletten. Sublingualtabletten lösen sich unter der Zunge auf. Filmtabletten haben einen Überzug, der sie leichter schluckbar macht. Oft können sie an vorgegebenen Bruchkanten geteilt werden. Dragees lassen sich noch leichter schlucken, aber nicht zerteilen.
  • Kapseln: enthalten ein flüssiges oder festes Arzneimittel in einer Hülle, die sich im Magen-Darm-Trakt auflöst
  • Zäpfchen: Hier befindet sich der Wirkstoff in einem fetthaltigen Medium, der im Körper schmilzt. Sie werden in den After (rektal) oder in die Scheide (vaginal) eingeführt.
Darreichungsformen von Arzneimitteln

Neben der Darreichungsform hat auch die Art und Weise, wie das Präparat verabreicht wird, einen Einfluss auf die Wirkung; z. B. lassen sich der Wirkort (lokal oder systemisch) sowie der Wirkungseintritt und die Wirkungsdauer steuern. Die Verabreichungsform (Applikationsform) ist zudem vom Zustand oder den Wünschen der Patient*in und den äußeren Umständen abhängig, z. B. kann zu Hause ein Medikament oral (über den Mund) als Tablette eingenommen werden, das in der Klinik als Infusion gegeben wird.

Bei einer Infusion tropft das Arzneimittel langsam zusammen mit einer größeren Flüssigkeitsmenge in den Körper, meist in eine Vene (intravenös).

Bei einer Injektion (Spritze) wird ein Arzneimittel mit einer Spritze und einer Hohlnadel in Arterien, Venen oder andere Teile des Körpers gespritzt. Patient*innen übernehmen diese Aufgabe nur selten selbst (z. B. bei Diabetes). Injektionen erfolgen meist unter bzw. in die Haut (subkutan bzw. intrakutan) oder in den Muskel (intramuskulär).

Selten kommen Spritzen ins Herz (intrakardial), in ein Gelenk (intraartikulär) oder in den Liquorraum (intrathekal) vor. Diese übernimmt dann aber die Ärzt*in oder geschultes medizinisches Fachpersonal.

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Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler, Thilo Machotta. Ergänzungen 2024: Christine Sladky | zuletzt geändert am um 10:42 Uhr