Zwischen Impulsivität und Unsicherheit

Borderline-Syndrom

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Starke Gefühlsschwankungen sind für die Borderline-Störung typisch.

Bis zu 2 Prozent der Erwachsenen leiden an einer Borderline-Störung. Impulsivität, Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität und ausgeprägte Stimmungsschwankungen sind die wichtigsten Kennzeichen. Die Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) informiert über die Erkrankung.

Leben ohne feste Wurzeln

Die Borderline-Störung ist eine schwere Persönlichkeitsstörung. Betroffene sind sehr impulsiv, zeigen ausgeprägte Stimmungsschwankungen und reagieren überaus empfindlich auf Kritik. Ihr Selbstbild ist sehr instabil. Erste Symptome zeigen sich meist im Jugendalter. Die Unsicherheiten manifestieren sich zunehmend und bleiben im Erwachsenenalter bestehen.

„Menschen, die von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind, leiden unter großer Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität und Integrität. Es ist ihnen nur schwer möglich, zu erfassen und wiederzugeben, wer sie wirklich sind. Gleichzeitig wird das eigene Selbstbild und der eigene Körper sehr negativ eingeschätzt“, berichtet Prof. Dr. Martin Bohus von DGPPN. „Auch fehlt ihnen das Grundgefühl der Zugehörigkeit zu anderen. Das kann in der Folge zu tiefgreifenden Gefühlen von Einsamkeit und Verlorenheit führen, die in vielen Situationen dann in Enttäuschung und Wut umschlagen.“

Drang zur Selbstverletzung

Damit einhergehende Probleme manifestieren sich vielen Lebensbereichen. Bisweilen schränken sie das gesamte zwischenmenschliche Beziehungsvermögen ein und können das Ausbildungs- und Berufsleben erheblich behindern. Unbehandelt führt die Erkrankung für die Betroffenen sowie ihr soziales Umfeld nicht selten an die Grenzen der emotionalen Belastbarkeit.

„Um die innere Anspannung abzubauen, setzen viele Betroffene selbstschädigende Verhaltensweisen ein wie etwa das Zufügen von Schnitt- oder Stichwunden, Verbrennungen, Verbrühungen oder manchmal auch Verätzungen. Diese Verhaltensmuster dienen der Spannungsminderung und Selbstregulation. Sie geschehen meist in einem Zustand, in dem Schmerzen kaum gespürt werden. Die Selbstverletzungen lindern die Anspannung sofort, werden dadurch jedoch rasch zu suchtartigem Problemverhalten“, schildert der Psychiater und Psychotherapeut Dr. Bohus. Auch Suizidankündigungen oder -drohungen sind nicht selten. Mehr als 60 Prozent der Betroffenen haben mindestens einen Suizidversuch verübt, was die Wichtigkeit einer frühzeitigen professionellen Behandlung verdeutlicht.

Verhaltenstherapie mit guten Erfolgen

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung wird in erster Linie mit psychotherapeutischen Verfahren behandelt wie Methoden der Verhaltenstherapie. Ziel der Behandlung ist ein besserer Umgang mit Gefühlen und zwischenmenschlichen Situationen. Zudem soll die Behandlung das Selbstbild der Betroffenen stabilisieren. Die Therapie ist langwierig. In schweren Fällen, zum Beispiel bei Suizidgefahr, sollte die Behandlung in einer spezialisierten Klinik erfolgen. Wenn der Betroffene die Behandlung abschließt sind die Erfolgsaussichten gut: Bis zu 80 Prozent der stationär behandelten Borderline-Patienten können die Klinik in einem deutlich stabilisierten Zustand verlassen.

Autor*innen

Sandra Göbel/DGPPN | zuletzt geändert am um 16:18 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.