Arznei statt Droge

Cannabis:

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Cannabis ist nicht nur ein illegales Rauschmittel – die Hanfpflanze kommt auch legal in der Medizin zum Einsatz.

Von den einen als harmloses Genussmittel geschätzt, von den anderen als gefährliche Droge verschrien: Bei Cannabis spalten sich die Meinungen. In einem sind sich aber viele einig – die Hanfpflanze hilft gut gegen Schmerzen und Krämpfe.

Cannabis als Schmerzmittel

Der Wirkstoff in Cannabis, auf den es ankommt, nennt sich Tetrahydrocannabinol (THC). Dieser heftet sich an bestimmte Moleküle im Gehirn und hemmt so das Weiterleiten von Signalreizen. In der Folge entspannt sich der Körper und Schmerzen lassen nach. Außerdem löst der Wirkstoff euphorische Gefühle und Hunger aus. Diese psychoaktive Wirkung von Cannabis nutzen Mediziner in vielfältiger Weise.

Cannabis kommt vor allem bei schwerstkranken Menschen als Schmerzmittel zum Einsatz. Es lindert beispielsweise Beschwerden bei Krebs oder AIDS. Krebskranken Menschen, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen und deswegen an Appetitlosigkeit leiden, bringt der Wirkstoff oftmals die Lust am Essen zurück. Übrigens: Eine überaktive Blase, die zu ständigem Harndrang neigt, lässt sich mit Cannabis laut einer Studie ebenfalls beschwichtigen.

Erstes Cannabis-Medikament zugelassen

Lange Zeit waren cannabishaltige Arzneimittel verboten, doch mittlerweile profitieren auch die Deutschen von der schmerzlindernden Wirkung der Hanfpflanze: Seit diesem Jahr dürfen Ärzte Medikamente auf Cannabis-Basis verschreiben. Die Apotheker stellen dann die vom Arzt verordnete Rezeptur her.

Seit kurzem ist auch das erste cannabishaltige Fertig­arzneimittel auf dem Markt: Sativex® kommt bei Menschen mit Multipler Sklerose (MS) zum Einsatz, die unter mittleren bis schweren Krampfzuständen leiden. Es handelt sich dabei um ein Medikament, das man auf die Mundschleimhaut sprüht – von dort aus gelangt es über die Blutbahn ins Gehirn. In der Zulassungsstudie wirkte Sativex® bei 75 Prozent der MS-Patienten.

Machen Cannabis-Medikamente süchtig?

Manche sehen den therapeutischen Einsatz von Cannabis kritisch und warnen vor der potenziellen Suchtgefahr. Experten sind sich aber einig, dass ein Suchtrisiko nicht besteht, wenn man ein Cannabis-Medikament unter ärztlicher Aufsicht nimmt. Zudem soll Cannabis weniger Nebenwirkungen haben als die meisten Schmerzmittel.

Trotz der positiven Effekte der Hanfpflanze sollten Sie ein Cannabis-Medikament aber nicht durch einen Joint ersetzen. Denn einmal davon abgesehen, dass das Rauchen von Haschisch in Deutschland nach wie vor illegal ist, besteht ein anderes Problem: Konsumiert man die ganze Pflanze, lässt sich kaum abschätzen, wie viel Wirkstoff in welcher Zusammensetzung in den Körper gelangt. Die Gefahr, dass unerwünschte Nebenwirkungen auftreten, ist damit groß.

Autor*innen

Andrea Bronberger | zuletzt geändert am um 15:42 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.