Wer Rückenschmerzen hat, steht damit nicht alleine da. Die Pein im Rücken ist längst ein Volksleiden. Häufig ist die Wirbelsäule der Auslöser. Diese muss einiges aushalten. Dr. Reinhard Schneiderhan, Präsident der Deutschen Wirbelsäulenliga, erklärt, was man über Rücken und Wirbelsäule wissen sollte.
Die Wirbelsäule ist die Achse unseres Körpers
Die Wirbelsäule setzt sich aus einzelnen knöchernen Segmenten, den Wirbeln, zusammen. Diese Wirbel werden über dazwischen liegende Polster – die Bandscheiben – abgefedert. Die knöcherne Wirbelkette ist zusammengesetzt aus sieben Halswirbeln, zwölf Brustwirbeln, fünf Lendenwirbeln sowie Kreuzbein und Steißbein.
Über 300 Muskeln sind nötig, um unseren Rücken zu stabilisieren
Die einzelnen Wirbel sind über verschiedene Bänder und kurze Muskeln miteinander verbunden. Fünf Bänder und Bandsysteme sowie mehr als 300 Muskeln stabilisieren unser Rückgrat. Dabei lässt sich generell zwischen zwei Arten unterscheiden: die tiefe und die oberflächliche Muskulatur.
Ab 35 verschleißt die Wirbelsäule
Rückenschmerzen treten meist ab dem mittleren Lebensabschnitt auf. Ab einem Alter von 35-55 Jahren kommt es zu Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule, die zu Schmerzen im Rückgrat führen. Abgenutzte Bandscheiben und Wirbel gehören wie Falten oder graue Haare zu den Auswirkungen des natürlichen Alterns und treten bei dem einen früher, bei dem anderen später auf.
Die Krümmung ermöglicht elastischen Gang
Die Wirbelsäule ist im Bereich der Brust nach hinten gerundet, im Hals- und Lendenbereich dagegen nach vorne. Dieser Aufbau ermöglicht einen elastischen Gang, indem er Stöße beim Gehen, Laufen und Springen abfedert. An den Scheitelpunkten der Krümmungen ist die Wirbelsäule besonders gut beweglich – und damit besonders anfällig für Störungen.
Der Druck auf den Rücken ist enorm
Wer einen Bierkasten mit gestreckten Beinen und vorgebeugtem Oberkörper hebt, belastet die Bandscheiben mit einem Druck von rund 23 Bar. Zum Vergleich: In einem Pkw-Reifen besteht nur ein Druck von etwa 2 Bar.
Frauen haben öfter Rückenschmerzen
Laut Angaben des Robert Koch-Instituts geben Frauen häufiger als Männer an, unter mindestens drei Monate anhaltenden Kreuzschmerzen gelitten zu haben. Möglicherweise liegt das daran, dass Rückenschmerzen eine Begleiterscheinung einiger typisch weiblicher Leiden sind, zum Beispiel gynäkologischer Erkrankungen und der Wechseljahre. Frauen unterliegen zudem häufiger einer Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie und ihre Rückenmuskulatur ist meist schwächer ausgeprägt.
Die Wirbelsäule stellt Blut her
Die Wirbelsäule bildet in ihrem Inneren neue Blutzellen. Etwa ab dem vierten Embryonalmonat ist das Knochenmark das wichtigste blutbildende Organ und stellt beinahe alle Blutzellarten des Menschen her. Knochenmark befindet sich im Zentrum aller großen Knochen, einschließlich der Arm- und Beinknochen.
Chronische Rückenschmerzen sind ein Volksleiden
Jede fünfte Frau und jeder siebte Mann in Deutschland gibt an, unter chronischen Rückenschmerzen zu leiden. Als chronisch gelten die Schmerzen, wenn sie länger als drei Monate andauern, Mediziner eine Krankschreibung von über vier Wochen ausstellen und wenn pro Jahr mehr als zwei Schmerzepisoden auftreten.
Die Bandscheiben ernähren sich im Schlaf
Bei körperlicher Aktivität oder im Stehen verlieren unsere Bandscheiben Flüssigkeit und scheiden dadurch verbrauchte Nährstoffe aus. Während des Schlafs saugen sie sich wieder wie ein Schwamm mit frischer Flüssigkeit aus dem umliegenden Gewebe voll. So bleiben sie elastisch und halten ihre Stoßdämpferfunktion aufrecht.
Trainieren schützt die Bandscheiben
Um die Wirbelsäule zu stärken, eignet sich ein gezieltes Training der beiden Muskeln Musculus multifidus und Musculus transversus abdominis. Sie kräftigen das Rückgrat. Ihr Training beugt Bandscheibenschäden vor und hilft nach einer Bandscheibenoperation, die Stabilität im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt wieder herzustellen.