Medizinlexikon

Fruchtschädigung (Keimschädigung)

Störung der normalen Entwicklung des Ungeborenen. Art und Schwere der Schädigung hängen weniger von der Ursache als vom Zeitpunkt ab. Dementsprechend unterscheidet die Medizin je nach zeitlichem Beginn der Entwicklungsstörung verschiedene Formen:

  • Gametopathie: Fehlentwicklung, die durch eine Schädigung von Eizelle oder Samenzelle (Gameten) vor der Befruchtung entsteht. Numerische oder strukturelle Chromosomenanomalien lösen z.B. Down-Syndrom und Mukoviszidose aus. Mit zunehmendem Alter der Mutter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Gamethopathie.
  • Blastopathie: Gestörte Keimentwicklung in den beiden Wochen nach der Befruchtung. Entweder stirbt die Frucht in dieser Phase oder entwickelt sich normal weiter (Alles-oder-Nichts-Prinzip).
  • Embryopathie: Fehlentwicklung durch die Schädigung des Kindes während der ersten drei Schwangerschaftsmonate. Da in dieser Phase die Organe angelegt werden, ist das Ungeborene besonders anfällig für Fehlbildungen. Auslöser sind meist Infektionen mit Viren (Röteln-Embryopathie) oder Bakterien und Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus). Negativen Einfluss auf die Embryonalentwicklung haben zudem Medikamente (bekannt wurde der Fall Contergan®), Alkohol (Alkoholembryopathie), Drogen und Umweltgifte. Bei schwerer Schädigung stirbt der Embryo ab.
  • Fetopathie: Erkrankungen des Ungeborenen nach Abschluss der Organentwicklung in der 12. Schwangerschaftswoche. In vielen Fällen versorgt der Mutterkuchen (Plazenta) den Fetus nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff. Weitere Ursachen sind Stoffwechselerkrankungen der Mutter (z.B. Diabetes mellitus), Rhesusunverträglichkeit oder radioaktive Strahlung. Der Fetus wächst und entwickelt sich verzögert. Infektionen (z.B. Toxoplasmose) führen oft zu Gehirnentzündung und Hirnhautentzündungen. Das Kind kann zu früh geboren werden oder in schweren Fällen im Mutterleib sterben.