Medizinlexikon
Gift
Stoff, der ab einer bestimmten Dosis den Körper schädigt. Gifte stören die Organfunktion und begünstigen bestimmte Erkrankungen. In schweren Fällen führen sie zum Tode. Gift wirkt verschieden stark, je nachdem wie lange es mit dem Körper in Kontakt steht, wie gut es aufgenommen wird, wie leicht es ins Blut übergeht, wie es sich auf die einzelnen Organe und Körperflüssigkeiten verteilt und wie effektiv es von Leber und Niere entgiftet werden kann.
Gifte finden sich überall in der belebten und unbelebten Natur. Sie sind Bestandteile von Mineralien, entstehen als Abfall- oder Endprodukte in der chemischen Industrie oder werden von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren gebildet. Auf pflanzliche Gifte trifft der Mensch in der Natur oder bei der Nahrungsaufnahme. Genussgifte wie Alkohol, Nikotin und Drogen konsumiert er ihrer anregenden Wirkung wegen. Umweltgifte wie Feinstaub, Schwermetalle und Radioaktivität setzt der Mensch in die Umwelt frei. Später wirken die Umweltgifte über die Atemluft, das Trinkwasser und die Nahrungskette auf den Menschen zurück. Einige Umweltgifte stammen aus den Schornsteinen und Abwässern der Fabriken und gehören damit zu den gewerblichen Giften.
Je nachdem, wie die Gifte auf den Körper wirken, unterteilt sie der Arzt in verschiedene Gruppen. Blutgefäßgifte wie Arsen schädigen die kleinen Blutgefäße. Benzol, Anilin, Nitrobenzol und Kohlenmonoxid greifen als Blutgifte die roten Blutkörperchen an oder stören deren Bildung im roten Knochenmark. Lebergifte verursachen Lebererkrankungen wie Gelbsucht und Leberzirrhose. Zu ihnen zählen Alkohol, Tetrachlorkohlenstoff und viele Pilzgifte. Als Nierengifte wirken Quecksilber, Aminoglykoside, Ciclosporin A, Cisplatin und Schleifendiuretika. Sie rufen Nierenversagen und Nierenentzündungen hervor. Nervengifte schädigen das Nervensystem. Alkohol, Acrylamid und Tricresylphosphat wirken gesondert auf die Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark. Die Ausfallerscheinungen, die sich daraus ergeben, sind unter dem Begriff Polyneuropathie zusammengefasst. Alkohol, Benzin, Schlafmittel und Beruhigungsmittel dämpfen das Herz-Kreislauf-Zentrum im Hirnstamm. Im Gegensatz dazu stimuliert Strychnin das Gehirn so heftig, dass es Krämpfe auslöst. Mutagene verändern das Erbgut. Mutagene, die eine Krebserkrankung auslösen nennen sich Karzinogene, Mutagene die das Kind im Mutterleib schädigen Teratogene. Zu den Mutagenen gehören Nitrosamine, Teer, Zytostatika und verschiedene Strahlungen. Reizgifte wie Säuren, Laugen und Nitrosegase greifen die Haut und die Schleimhäute von Augen, Atemwegen und Magen-Darm-Trakt an und verursachen dadurch Entzündungen.