Medizinlexikon
Gleichgewichtsprüfung (Vestibularprüfung)
Verschiedene Diagnoseverfahren, zur Beurteilung des Gleichgewichtsorgans. Die Gleichgewichtsprüfung deckt Gleichgewichtsstörungen auf und ermittelt ihre jeweiligen Ursachen. Hierzu stehen dem Arzt zwei Möglichkeiten zur Wahl: Über Koordinationsprüfungen erfasst er das Zusammenspiel von Muskelgruppen mit entgegen gesetzten Wirkungen. Dazu bittet der Arzt den Patienten, die Augen zu schließen. Dann fordert er ihn auf, die Arme nach vorzustrecken (Romberg-Versuch), geradeaus zu gehen, auf der Stelle zu treten (Tretversuch nach Unterberger), den Zeigefinger zur Nase zu führen (Finger-Nase-Zeigeversuch) oder den ausgestreckten Zeigefinger des Arztes mit dem eigenen Zeigfinger zu berühren (Zeigeversuch). Schwankt der Patient, stürzt oder dreht sich, spricht dies für eine Gleichgewichtsstörung. Mit Nystagmusprüfungen untersucht er rhythmische Pendelbewegungen der Augen (Nystagmus). Für eine Elektronystagmografie platziert der Arzt Elektroden auf den Schläfen des Patienten. Bewegen sich dessen Augen, verschieben sich Hornhaut und Netzhaut gegeneinander. Die Elektroden erfassen die Potenzialverschiebungen, die dabei entstehen und liefern ein Schaubild, an dem der Arzt abliest, wie weit und wie lang die Augen hin und herpendeln. Auch die Frenzelbrille macht Augenbewegungen sichtbar. Sie hat so starke Gläser, dass die Augen sich nicht mehr richtig einpendeln können. Da die Brille die Augen gleichzeitig stark vergrößert und gut beleuchtet ist, fällt es dem Arzt leicht, die Augenbewegungen durch die Brille hindurch beobachten. In anderen Fällen löst der Arzt gezielt Augenbewegungen aus und vergleicht die Reaktionen der beiden Augen. Hierzu verändert er die Körperhaltung des Patienten (Lageprüfung), lässt ihn mit leicht gebeugtem Kopf auf einem Drehstuhl rotieren (Drehprüfung) oder den äußeren Gehörgang des Patienten mit warmem Wasser aus (kalorische Prüfung).Verhält sich ein Auge anders als das andere, liegt meistens eine Gleichgewichtsstörung vor.