Medizinlexikon

Medikamentenabhängigkeit (Medikamentenmissbrauch, Medikamentenabusus)

Einnahme von Medikamenten in einer zu hohen Dosis, zu lange oder ohne medizinische Indikation. Ursache ist meist eine als angenehm empfundene Wirkung, auf die der Betroffene nicht mehr verzichten will (psychische Medikamentenabhängigkeit). Einige Beispiele dafür sind der Abführmittelmissbrauch und der Diuretikamissbrauch, die sich oft bei Essstörungen finden, weil die Betroffenen unbedingt ihr Gewicht reduzieren wollen, die unkritische Einnahme von Schmerzmitteln aufgrund ihrer euphorisierenden Nebenwirkungen sowie die Einnahme von Schlafmitteln und Beruhigungsmitteln. Diese Arzneimittelgruppen weisen jeweils ein hohes Abhängigkeitspotenzial auf. Die körperliche Medikamentenabhängigkeit kommt insbesondere bei Schlaf- und Beruhigungsmitteln erschwerend hinzu. Werden beispielsweise Benzodiazepine über längere Zeit eingenommen, werden sie in der Leber immer schneller abgebaut. Dadurch muss zur Erzielung der als angenehm empfundenen Wirkung eine immer höhere Dosis eingenommen werden. Sobald der Betroffene nun versucht, wieder weniger von der Substanz einzunehmen, kommt es zu Entzugssymptomen und die Grundlagen der Benzodiazepin-Abhängigkeit sind gelegt. Ähnliche Mechanismen existieren für zahlreiche Psychopharmaka.