Medizinlexikon
Neugeborenenasphyxie (peripartale Asphyxie)
Sauerstoffmangel beim Kind vor, während oder nach der Geburt. Vor der Geburt besteht ein erhöhtes Risiko für eine Neugeborenenasphyxie, wenn zu wenig Blut durch den Mutterkuchen fließt, z.B. weil die Mutter raucht oder Diabetikerin ist. Während der Geburt führen vor allem Nabelschnurkomplikationen zu einem Sauerstoffmangel. Nach der Geburt fehlt dem Kind vor allem dann Sauerstoff, wenn sich die Lunge aufgrund eines Surfactant-Mangelsyndroms nicht entfaltet. Dies betrifft hauptsächlich Frühgeborene, deren Lunge noch nicht vollständig ausgereift ist. Eine Neugeborenenasphyxie entsteht auch dann, wenn der Atemantrieb des Neugeborenen gestört ist oder das Kind an einem Herzfehler, einer Blutvergiftung, einer Lungenentzündung oder Hirnblutungen leidet. Sauerstoffmangel bei Neugeborenen ist immer gefährlich: Neugeborenenasphyxie löst ein Fünftel aller Todesfälle bei Neugeborenen aus und verursacht schwere Organschäden, insbesondere am Gehirn.
Arzt und Eltern erkennen eine Neugeborenenasphyxie daran, dass das Kind mühsam oder gar nicht atmet, seine Muskeln erschlaffen, sein Puls sich verlangsamt und seine Haut sich blau verfärbt. Versucht der Arzt einen Reflex auszulösen, reagiert das Neugeborene nicht. Um das Baby wieder ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, setzt der Arzt ihm eine Atemmaske auf. Zusätzlich regt er das Atemzentrum des Neugeborenen an, indem er dessen Fußsohlen oder Rücken reibt. Wird die Haut nach den ersten Maßnahmen nicht rosiger, muss das Neugeborene künstlich beatmet werden.
Im schlimmsten Fall versagt der Kreislauf des Kindes und seine Haut wird weiß. Als Erste-Hilfe-Maßnahme beginnt der Arzt unverzüglich mit der Herzmassage, beatmet das Neugeborene und lässt es intensivmedizinisch überwachen. Wenn das Kind wieder ausreichend Sauerstoff erhält, kümmert sich der Arzt um die Organe des Kindes, die aufgrund des Sauerstoffmangels Schaden erlitten haben. Besonders Lunge und Gehirn sind betroffen. Gehirnschäden äußern sich in Form von Spastik, Harninkontinenz und einer verzögerten geistigen Entwicklung. Die meisten Neugeborenen mit Asphyxie leiden zusätzlich an einer Herzschwäche, an Magengeschwüren und einer Gastritis und ihre Niere produziert zu wenig Harn.