Medizinlexikon

Poliomyelitis (Kinderlähmung)

Infektion mit dem zu den Enteroviren gehörenden Poliovirus. Die Übertragung erfolgt durch eine Schmierinfektion, seltener durch Tröpfcheninfektionen. Das Virus wird meistens über den Mund aufgenommen. Nach der Vermehrung im Darm durchdringt es dessen Wand und gelangt so ins Blut und von dort zum Rückenmark. Dort infiziert es die Nervenzellen im Vorderhorn, welche die Skelettmuskulatur steuern und durch die dann einsetzende Entzündungsreaktion (Myelitis) absterben. Die Folge sind schlaffe Lähmungen vorwiegend der Beine. Fast immer ist auch das Gehirn betroffen, sodass es sich eigentlich um eine Poliomyeloenzephalitis handelt. Betroffen sind hier vor allem Kleinhirn, Brücke und verlängerten Mark. Werden dabei bestimmte Hirnnerven geschädigt, kommt es zur bulbären Form mit Lähmung der Kehlkopfmuskulatur. Seitdem alle Kinder bereits im Säuglingsalter gegen Poliomyelitis geimpft wurden, ist die Krankheit in Europa extrem selten geworden.