Medizinlexikon

Tourniquet-Syndrom (Postischämie-Syndrom)

Lebensgefährlicher Zustand, der sich einstellt, wenn die Durchblutung von Armen oder Beinen nach längerer Unterbrechung wieder einsetzt. Ursachen für ein vorübergehendes Versiegen des Blutflusses sind Blutgerinnsel oder Verletzungen. Die von der Blutversorgung abgeschnittenen Muskeln zerfallen und setzen dabei Kalium und Myoglobin frei. Wenn das Blut wieder zu fließen beginnt, werden diese Stoffe zum Herzen geschwemmt, wo sie Herzrhytmusstörungen auslösen. Gleichzeitig hat das abgestorbene Muskelgewebe die Eigenschaft, das einschießende Blut wie ein Schwamm aufzusaugen und dadurch die Gefäße erneut abzudrücken. Im schlimmsten Fall muss der Arzt die Muskelhüllen (Faszien) spalten, um den Druck durch die aufgequollenen Muskeln zu mindern. Wie die Muskeln, reagieren auch die Blutgefäße in ungewohnter Weise, wenn sie wieder von Blut durchströmt werden. So sind sie stärker durchlässig als zuvor, was zur Wassereinlagerung im umliegenden Gewebe (Ödeme) führt. Dadurch geht dem Blutkreislauf Flüssigkeit verloren, was sich in Form von lebensbedrohlichen Kreislaufversagen (Schock), Herzsinsuffizienz und akutem Nierenversagen äußert. Der Flüssigkeitsausgleich wird durch Infusionen ausgeglichen. Gleichzeitig erhält der Patient Medikamente, die für die Ausscheidung der Wasseransammlungen im Gewebe sorgen.