Venlafaxin

Arzneimittel zur Behandlung einer Depression oder Angststörung. Venlafaxin verhindert die Aufnahme von den Botenstoffen Serotonin und Noradrenalin in Nervenzellen des Gehirns. Die Botenstoffe verbleiben damit länger an der Kontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen (Synapse) und wirken länger. Somit gleicht sich ein krankheitsbedingter Mangel an Botenstoffen aus. Venlafaxin wirkt stimmungsaufhellend und angstlösend.

Anwendung


Venlafaxin ist verfügbar als:

  • Tablette (37,5 mg; 50 mg; 75 mg)
  • Retard-Tablette (37,5 mg; 75 mg; 150 mg; 225 mg; 300 mg)


Die Anfangsdosis beträgt meist 75 mg am Tag. Sie wird bei normalen Tabletten aufgeteilt auf 2 Dosen, bei Retard-Tabletten genügt 1 Tablette täglich. Durch die niedrige Anfangsdosis gewöhnt sich der Körper langsam an Venlafaxin. Wenn die Anfangsdosis keine Wirkung zeigt, wird die Dosis stufenweise gesteigert. Der Abstand zwischen zwei Dosissteigerungen sollte mindestens 4 Tage betragen, am besten aber 2 Wochen. Die Höchstdosis ist 375 mg am Tag.

Gegen Depressionen müssen Sie Venlafaxin viele Monate lang einnehmen. Eine erste, stimmungsaufhellende Wirkung setzt frühestens nach 2–4 Wochen ein. Auch wenn die Symptome verschwunden sind, wird die Behandlung noch für mindestens 6 Monate weitergeführt. Zur Vorbeugung neuer depressiver Episoden ist auch eine Langzeitbehandlung möglich.

Venlafaxin kann gerade zum Behandlungsbeginn Unruhe verstärken und somit das Einschlafen erschweren. Nehmen Sie das Medikament deshalb nicht abends ein.

Am Ende der Behandlung verringert die Patient*in die Dosis stufenweiseüber mindestens 1–2 Wochen. Dies vermindert Absetzerscheinungen wie Schlafstörungen, Schwindel, Schwitzen oder Übelkeit. Trotzdem lassen sich diese Absetzerscheinungen bei vielen Patient*innen nicht verhindern, vorübergehende Beschwerden treten häufig auf.

Risiken und Nebenwirkungen


Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Sie an Selbstmord denken oder wenn Sie einen Selbstmordversuch hinter sich haben. Denn: Venlafaxin verbessert nicht nur die Stimmung, sondern es fördert auch die Aktivität. Die aktivierende Wirkung setzt dabei früher ein als die Stimmungsaufhellung. Dies kann dazu führen, dass suizidgefährdete Menschen ihre Gedanken in die Tat umsetzen. Sprechen Sie deshalb offen mit Ihrer Ärzt*in, damit sie gemeinsam Vorsichtsmaßnahmen treffen können.

Viele Patient*innen erleben Nebenwirkungen von Venlafaxin, sehr häufig ist starkes Schwitzen. Einen Leidensdruck verursachen auch Mundtrockenheit, Übelkeit, Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen. Auch Herzrasen oder Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall können auftreten.

Die Nebenwirkungen setzen manchmal früher ein als die stimmungsaufhellende Wirkung.

Eine sehr seltene, wenn auch bedrohliche Nebenwirkung ist das Serotonin-Syndrom. Erste Anzeichen sind innere Erregung und verkrampfte, zuckende Muskeln. Zusätzlich kommt es zu Fieber und Desorientiertheit. Wenn diese Beschwerden bei Ihnen auftreten, sollten Sie umgehend Ihre Ärzt*in kontaktieren. Unbehandelt können sich lebensbedrohliche Symptome entwickeln wie eine Eintrübung des Bewusstseins und ein starker Abfall des Blutdrucks.

Wechselwirkungen


Seien Sie vorsichtig, wenn Sie während der Behandlung mit Venlafaxin Alkohol trinken. Müdigkeit, Schwindel und somit auch eine Sturzgefahr können deutlich früher eintreten.

Venlafaxin verstärkt die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Phenprocoumon (Marcumar), Warfarin und Acetylsalicylsäure (ASS). Ihre Ärzt*in wird deshalb in diesen Fällen Ihre Blutgerinnung häufiger kontrollieren als üblich.

Wenn Sie gleichzeitig zu Venlafaxin mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) behandelt werden, droht ein bedeutender Verlust von Natrium (Hyponatriämie). Seien Sie auch vorsichtig bei der Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln (nichtsteroidale Antirheumatika; NSAR wie z. B. Ibuprofen oder Diclofenac), denn diese erhöhen das Risiko für Magenbluten.

Verboten ist die Kombination von Venlafaxin und MAO-Hemmern, da ansonsten das Risiko für das Serotonin-Syndrom stark ansteigt. Nach dem Absetzen von MAO-Hemmern müssen Sie mindestens 14 Tage warten, bevor Sie Venlafaxin einnehmen. Umgekehrt müssen Sie nach dem Absetzen von Venlafaxin mindestens 7 Tage warten, bevor Sie MAO-Hemmer einnehmen.

Das Risiko für ein Serotonin-Syndrom steigt auch bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente stark an. Dazu gehört auch der frei verkäufliche Johanniskrautextrakt. Besprechen Sie mit Ihrer Ärzt*in, worauf Sie bei der Einnahme weiterer Medikamente achten müssen.

Autor*innen

Dr. med. Tobias Höflein | zuletzt geändert am um 10:47 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.