Männerpsyche anfälliger für Störungen

Empfindsam: Männliche Psyche

Die Männerpsyche ist anfälliger für Erkrankungen als die Psyche von Frauen. Vorbeugende Maßnahmen und Therapien erfordern deshalb eine männerspezifische Herangehensweise. Das meldet die Bayerische Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten (PTK Bayern).

Das weiche Geschlecht?

Entgegen der häufig geäußerten Meinung, Frauen leiden häufiger unter psychischen Störungen als Männer, sind Männer nicht seltener psychisch krank als Frauen. Beide Geschlechter unterscheiden sich jedoch in der Art der Erkrankungen. Männertypische Verhaltensauffälligkeiten sind vor allem Alkohol- und Drogenmissbrauch, Spiel- und Arbeitssucht, Burn-out sowie körperliche Beschwerden ohne organische Ursachen. Zudem sind Männern im Vergleich zu Frauen stärker selbstmordgefährdet, vor allem im Alter.

Depressionen äußern sich anders

Alkoholmissbrauch ist ein typisches Problem, mit dem sich Männer massiv schaden. Die Depression dagegen galt bisher als psychische Erkrankung, die bei Frauen häufiger vorkommt als bei Männern. „Inzwischen setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass sich Depressionen bei Männern nur anders äußern, etwa durch Alkoholmissbrauch, Aggressionen oder Spielsucht, aber genauso häufig auftreten wie bei Frauen“, erklärt Nikolaus Melcop, Präsident der Psychotherapeutenkammer Bayern.
 
Männer sind eher nach außen orientiert, sie neigen dazu, weniger zu sprechen und lieber zu handeln. Wenn Männer reden, dann stehen meist Themen wie Fußball, Politik und Wirtschaft im Vordergrund. Über sich selbst schweigen viele, da ihnen ihre eigenen Gefühle weniger wichtig erscheinen.

Männer achten weniger auf ihre Gesundheit

Viele Männer neigen außerdem dazu, ihren Körper zu funktionalisieren. Sie achten weniger auf ihre Gesundheit als Frauen, ignorieren negative Körperempfindungen und begreifen ihren Körper als Instrument zur Demonstration von Kraft, Stärke und Attraktivität. Eine typische krankmachende Verhaltensweise von Männern ist ein extremes Leistungs- und Konkurrenzverhalten.

„Männer benötigen daher spezifische Strategien in Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen“, betont Melcop. „Eine Therapie sollte Männern helfen, eigene Gefühle und die Signale des Körpers besser wahrzunehmen und so einen Zugang zu den Ursachen von körperlichen wie psychischen Erkrankungen zu finden.“

Autor*innen

30.04.2012 | Julia Heiserholt