Hormone und Sozialverhalten

Testosteron macht Frauen egoistisch

Eine Dosis Testosteron macht Frauen weniger kooperativ. Dies berichten britische Forscher. Sie gaben das männliche Sexualhormon einer Gruppe von Frauen und baten diese anschließend zum Verhaltenstest.

Kooperation gefragt

Wissenschaftler vom University College London untersuchten die Auswirkungen von Testosteron, dem männlichen Sexualhormon, auf das Verhalten von Frauen. Am ersten Studientag verabreichten die Forscher den Frauen ein Placebo. Anschließend bekamen jeweils zwei Studienteilnehmerinnen auf einem Computermonitor hintereinander zwei Bilder zu sehen, die sie sich einprägen sollten. Die Frauen eines Teams sollten dann gemeinsam angeben, auf welchem der beiden Bilder sich ein gesuchtes Motiv verbarg. Sie mussten sich auf eine Antwort einigen. Nur eines der beiden Bilder enthielt das gesuchte Motiv tatsächlich. Dieser Vorgang widerholte sich in mehreren Durchgängen mit unterschiedlichen Bildern.

Testosteron verschlechtert Trefferquote

Eine Woche später wiederholten die Forscher die Studie mit den gleichen Frauen. Diesmal nahmen die Frauen vor Studienbeginn eine Testosteron-Kapsel ein, die ihren Testosteron-Spiegel erhöhte. Den Frauen fiel es nun deutlich schwerer sich auf ein Bild zu einigen. Sie beharrten stärker auf ihre Meinung und zeigten sich weniger kooperativ als in der ersten Versuchsreihe. Und nicht nur das: Sie lagen auch häufiger falsch. Die Sturheit verschlechterte die Trefferquote, da sich nun die dominanteste Persönlichkeit durchsetzte, nicht mehr die Frau mit der besseren Argumentation.

Nach Ansicht der Forscher bestätigen die Ergebnisse, dass ein Überschuss an Testosteron die Kooperationsfähigkeit herabsetzt. Ist der Testosteron-Spiegel dagegen richtig eingestellt, sorgt er für das richtige Mittelmaß. Dann wahrt er das Gleichgewicht zwischen kooperativem und egozentrischem Verhalten.

Autor*innen

09.07.2012 | Sandra Göbel