Ältere entwickeln neue Lesetechnik

Abnehmende Sehkraft im Alter

Bei allen Menschen lassen die Augen im Alter nach. Doch vielen ist das gar nicht bewusst. Vor allem beim Lesen entwickeln viele ältere Menschen eine neue Lesetechnik, die die nachlassende Sehkraft kompensiert. Dies berichten britische Forscher.

Lesen ist Grundvoraussetzung

Schon ab einem Alter von 40 schwindet die Sehkraft. Die Gründe sind vielschichtig: die Pupillenweite passt sich nur noch verlangsamt an die Umgebung an, die Augenlinse ist nicht mehr so elastisch wie früher, die Zahl der Sinneszellen auf der Netzhaut nimmt ab und die Linse beginnt sich zu trüben.

Gerade beim Lesen sorgt dies für Probleme. Und ältere Menschen, die die Buchstaben nicht mehr entziffern können, geraten im Alltag schnell in Schwierigkeiten – sei es weil sie den Busfahrplan nicht entziffern können oder das Hinweisschild übersehen. „Gut lesen zu können, ist für das Leben in einer modernen Gesellschaft eine Grundvoraussetzung. Die Herausforderung, die sich aus der im Alter nachlassenden Sehkraft für den Alltag, die Arbeit und das Leben in der sozialen Gemeinschaft ergeben, sind ein wichtiges gesellschaftliches Thema“, betont der Wissenschaftler Kevin Paterson.

Den Durchblick auch im Alter behalten

Paterson und seine Kollegen verglichen das Leseverhalten von älteren Menschen mit leichter Sehschwäche mit der Lesetechnik der jüngeren Generation. Dazu legten sie den Studienteilnehmern Textproben auf einem Bildschirm vor. Mal waren die Buchstaben scharf, mal verschwommen, mal groß, mal klein. Während des Lesens zeichneten die Forscher die Augenbewegungen der Studienteilnehmer per Video auf. So konnten sie anhand der Aufnahmen anschließend ermitteln, mit welcher Lesetechnik die Teilnehmer den Text erfassten.

Die Studienteilnehmer zwischen 18 und 30 Jahren erfassten vor allem die Gestalt der einzelnen Buchstaben und setzten diese anschließend zu einem Wort zusammen. Dagegen orientierten sich die älteren Semester an der Gestalt des ganzen Wortes. Die jüngeren Studienteilnehmer hatten bei scharfen Texten die höhere Lesegeschwindigkeit, bei unscharfen Texten dagegen lagen die älteren Teilnehmer vorn. Paterson fasst zusammen: „Offenbar passen ältere Menschen ihr Leseverhalten an die veränderten optischen Voraussetzungen an.“ Dies hilft Ihnen dabei, auch bei beginnender Sehschwäche noch Texte lesen und verstehen zu können.

Autor*innen

28.11.2012 | Sandra Göbel