Konservative Therapie vorziehen

Wirbelsäulen-OP oft unnötig

Frei von Rückenschmerzen – das geht auch ohne Operation. Dennoch hat sich die Zahl der Wirbelsäulen-Operationen in den letzten Jahren verdoppelt. Doch dies ist aus medizinischer Sicht nicht nötig, kritisieren Experten.

Mehr Menschen unterm Messer

Die AOK schlägt Alarm. Sie kritisiert die Verdoppelung der Anzahl an Wirbelsäulen-Operationen während den vergangenen Jahren. Allein im vergangenen Jahr legten sich 280.000 Menschen mit Rückenschmerzen unters Skalpell. Auch Professor Dr. Joachim Grifka, Gründungspräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und Direktor der Orthopädischen Klinik für die Universität Regensburg, plädiert für eine schonendere und kostengünstigere Behandlung bei Rückenschmerzen.

Konservative Therapie: 80 Prozent Erfolg

„Außer bei einer akuten Lähmung oder einer Querschnittssymptomatik kann bei Rückenproblemen – selbst bei massiven Schmerzen – durch fortschrittliche orthopädische Schmerztherapien ohne Operation geholfen werden“, erläutert der Experte. Gezielte Injektionen in die austretenden Nerven und den Wirbelkanal lindern Schmerzen. Dr. Grifka schätzt: „Die Erfolgsrate dieser minimalinvasiven Behandlungsmethode liegt – selbst bei sonst operationsbedürften Veränderungen – bei mehr als 80 Prozent“.

Behandlung sorgfältig abwägen

Eine Ursache für die wachsende Zahl der Operationen sieht der Experte in der besseren Diagnostik. Diese sei Segen und Fluch zugleich, da sie schon beginnende Veränderungen frühzeitig erkennbar mache. „Oft zeigen sich bei einer Untersuchung mit einem Kernspintomografen zum Beispiel Veränderungen am Rücken, die gar nicht Ursache vorhandener Rückenschmerzen sind und deshalb auch nicht operiert werden müssen“, so Grifka. Oft operiert man sie dennoch. Der Experte geht davon aus, dass nur etwa ein Drittel der per Kernspinn entdeckten Befunde tatsächlich von Bedeutung sind. Über die geeignete Behandlung muss deshalb sorgsam entschieden werden. Sein Tipp an Patienten: „Die Entscheidung über die die Therapie sollte ein Orthopäde treffen, der operative und konservative Behandlungsmethoden auch selber beherrscht, nicht derjenige, der seinen Behandlungsschwerpunkt im Operieren sieht“.

Autor*innen

20.12.2012 | Sandra Göbel