Wenn die Trauer nicht vergeht

Abtreibung richtig verarbeiten

Rund 110 000 Abtreibungen gibt es in Deutschland jedes Jahr. Das Verarbeiten fällt vielen Frauen schwer. Warum es wichtig ist mit der Entscheidung leben zu lernen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.

Psychische Probleme nach Abbruch

Manche Frauen haben Angst vor der Verantwortung oder Sorge, dass das Geld nicht reicht. Auch Fehlbildungen des Ungeborenen sind ein Grund, warum werdende Mütter die Schwangerschaft abbrechen. Einige Frauen trauern wenige Tage oder Wochen um das ungeborene Kind. Doch bei manchen vergeht die Trauer nicht. Sie sehnen sich nach dem Kind, welches sie nicht zur Welt gebracht haben.

Depressionen, Schlafstörungen und Ängste: Die schweren psychischen Probleme, unter denen einige Frauen nach einem Schwangerschaftsabbruch leiden, sind unter dem Begriff Post-Abortion-Syndrom (PAS) bekannt. Unter Medizinern ist PAS nicht allgemein als psychische Störung anerkannt. Deswegen gibt es keine Studien, die belegen, wie viele Frauen nach einer Abtreibung unter den Folgen leiden. „Unserer Erfahrung nach sind bei 90 Prozent der Frauen keine psychischen Probleme zu erwarten“, sagt Marina Knopf vom Familienplanungszentrum in Hamburg.

Trauerarbeit leisten

Vor allem der Abtreibungsgrund bestimmt, wie sehr eine Frau unter einem Schwangerschaftsabbruch leidet. Ohne Druck vom Partner, der Familie oder des Geldes ist die Gefahr für psychische Probleme geringer. Bei Frauen, die in einer späten Schwangerschaftswoche abtreiben, ist das Risiko tendenziell höher, da sie das Kind bereits als ihres angenommen haben. Späte Abbrüche sind in Deutschland nur aus medizinischen Gründen erlaubt. „Das Gefühl, ich hätte jetzt ein Kind, lässt sie nicht mehr los. Ein Abbruch kann nicht rückgängig gemacht werden“, erklärt Almut Dorn, eine Psychotherapeutin. Allerdings kann jede Frau die Erfahrung in ihr Leben integrieren. Vor allem Schuldgefühle lösen die psychischen Probleme aus. „Da hilft es, sich die Situation noch einmal genau anzuschauen, um Verständnis für sich selbst zu bekommen“, rät Knopf.

Trauerarbeit spielt eine zentrale Rolle im Umgang mit der Verarbeitung. „Die Frau muss auch Wut zulassen können, die letztendlich in Verständnis und Akzeptanz für sich selbst und die eigene Entscheidung münden soll“, so Dorn abschließend.

Autor*innen

04.03.2013 | Isabelle Hübler/ dpa