Es gibt viele Faktoren, die das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung erhöhen – einer davon ist das „schlechte“ LDL-Cholesterin. Der Umkehrschluss, dass das „gute“ HDL-Cholesterin das Herz schütze, ist jedoch zweifelhaft, wie Forscher der Universität Mannheim herausfanden.
Vorerkrankung des Herzens
Die Medizin unterscheidet zwischen dem „guten“ HDL-Cholesterin und dem „bösen“ LDL-Cholesterin. Während es keinen Zweifel daran gibt, dass hohe Werte des LDL-Cholesterins Herz- und Gefäßerkrankungen begünstigen, eilt dem HDL-Cholesterin ein guter Ruf voraus. Demnach soll es das Herz vor Erkrankungen schützen. Deutsche Wissenschaftler fanden jedoch heraus, dass das HDL dies nur kann, wenn keine Vorerkrankung des Herzens besteht.
Sterberate trotz HDL hoch
In einer Studie mit 3.000 Teilnehmern überprüften die Wissenschaftler über einen Beobachtungszeitraum von zehn Jahren ihre Annahme. Bei zu Studienbeginn herzgesunden Personen mit hohen HDL-Cholesterin-Werten lag die Sterberate aufgrund einer Herzerkrankung um 63 Prozent niedriger als bei Personen mit niedrigeren HDL-Werten. Bei Patienten, die zu Studienbeginn bereits unter einer Herzkrankheit litten, war die Sterberate trotz hoher HDL-Werte nur um rund 19 Prozent geringer als bei Menschen mit Herzerkrankung und niedrigen HDL-Werten.
Gesunde Lebensführung
„Unsere Arbeit zeigt erstmals, dass bei Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit das HDL-Cholesterin anders zu bewerten ist als bei noch nicht Erkrankten. Bereits erkrankten Menschen kann es deutlich weniger Schutz bieten als gesunden“, erklärt Studienleiter Günther Silbernagel. Desto wichtiger sei es, sich durch eine gesunde Lebensführung und ausreichend Bewegung vor einer Herzkrankheit zu schützen. „Sind die Gefäße erst einmal in Mitleidenschaft gezogen, so kann ein hohes HDL offenbar nichts mehr ausrichten“, betont der Arzt Winfried März abschließend.