Sorge vor Überversorgung grundlos

Jodmangel gefährdet die Gesundheit

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) kritisiert die jüngste Berichterstattung im Fernsehen zum Thema Jodversorgung. Dort hieß es unter anderem, Jod im Tierfutter lande in hohen Mengen auf dem Teller und die Bevölkerung sei durch zu viel Jod in Nahrungsmitteln gefährdet. Die Fachgesellschaft warnt: Fehlbehauptungen wie diese schüren eine Jodangst, die zu einem Meiden von Jod und langfristig zu verbreitetem Jodmangel mit Folgeerkrankungen führe.

Jodversorgung ist gerade so ausreichend

Keinesfalls kann hierzulande von einer Gefährdung durch zu hohe Aufnahme von Jod in der Nahrung ausgegangen werden, berichtet die DGE unter Berufung auf aktuelle Studien. Sowohl in der SHIP-Studie in Norddeutschland als auch in der KORA-Studie in der Region Augsburg zeigte sich bei erwachsenen Menschen, dass die mittlere Jodausscheidung bei etwa 100 µg/l liegt. Dies entspricht dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Kriterium einer gerade ausreichenden Jodversorgung in der Bevölkerung. Als empfohlene Richtgröße für die Jodversorgung erwachsener Menschen nennt die WHO 150 µg/Tag.

Jodiertes Salz benutzen

Die Experten der DGE warnen davor, Grundnahrungsmittel aus Angst vor vermeintlich zu viel Jod nicht wie bisher zu verzehren. Vielmehr müssen alle Anstrengungen darauf gerichtet sein, eine kontinuierliche ausreichende Jodversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten, um langfristige negative Folgen für die Gesundheit zu verhindern. Eine Verbesserung der Jodversorgung ist durch jodiertes Speisesalz möglich. Fischkonsum als natürliche Jod-Quelle ist in Deutschland nicht ausreichend.

Jodmangel ist die wichtigste Ursache für die Entstehung des Kropfes und von Schilddrüsenknoten. Daran leidet etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung. Studien haben gezeigt, dass mit einer Beseitigung des Jodmangels die Häufigkeit von gutartigen Schilddrüsenvergrößerungen und Knoten in der Bevölkerung sinkt. Dieser Effekt tritt mit einer Verzögerung von Jahrzehnten ein und ist deshalb in Deutschland erst in Zukunft in vollem Ausmaß zu erwarten.

Erhöhter Bedarf bei Schwangeren

In bestimmten Lebensphasen besteht ein wesentlich höherer Jodbedarf von 250-300µg/Tag. Hierzu zählen insbesondere Schwangerschaft und Stillzeit. Ein Jodmangel während der Schwangerschaft erhöht die Gefahr einer beeinträchtigten Geistesentwicklung des Kindes. Mit den in Deutschland und Europa üblichen Nahrungsmitteln ist es nicht möglich, den erhöhten Jodbedarf zu decken. Deshalb wird Schwangeren von den Fachgesellschaften die Jodsupplementation ausdrücklich empfohlen.

Autor*innen

02.05.2014 | Sandra Göbel/DGE