Schleimhautinseln können Ursache sein

Zyklusabhängige Schmerzen

Bei etwa jeder zehnten Frau finden sich kleine Inseln von Gebärmutterschleimhaut an Orten im Bauchraum, wo sie nicht hingehören. Das kann zu starken zyklusabhängigen Schmerzen führen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) kann dabei helfen, diese „Irrläufer“ aufzuspüren, wie eine Studie der Universitätsradiologie Gießen-Marburg ergab.

Geregelter Ablauf

Die Schleimhaut der Gebärmutter, das „Endometrium“, ist ein Gewebe, das stark unter dem Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron steht. In den Tagen vor dem Eisprung bauen die Hormone Schleimhaut auf. Die Gewebeschicht verbreitert sich, wird stärker durchblutet und produziert mehr Sekret. Gegen Ende des weiblichen Zyklus geht dann der Einfluss des Progesterons zurück. Das führt dazu, dass der Körper die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut im Rahmen der Regelblutung abstößt. Danach beginnt der Zyklus von neuem.

Schleimhaut, wo sie nicht sein sollte

Bei einigen Frauen finden sich kleine Inseln von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an anderen Stellen im Bauchraum, zum Beispiel an den Eierstöcken, in oder auf der Darmwand und an der Harnblase. Dies wird als Endometriose bezeichnet. Das Problem dabei: Die Schleimhaut außerhalb der Gebärmutter verhält sich ganz genauso wie die Schleimhaut in der Gebärmutter. Sie wächst, produziert Sekret, wird abgestoßen und wächst von neuem. „Dadurch haben die Frauen je nach Lokalisation der Endometriose zyklusabhängig teilweise erhebliche Schmerzen“, erklärt Dr. des. Julia Wenzel von der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Gießen.

Wie die Nadel im Heuhaufen

Der Arzt entfernt die Schleimhautinseln in einer OP. „Das Problem ist, dass der Chirurg die Schleimhautinseln erst einmal finden muss. Sie sind teilweise sehr klein und in der Tiefe des Gewebes verborgen. Das macht es schwierig, wirklich alle zu finden“, weiß Wenzel. Eine aktuelle Studie der Universitätsradiologie Gießen-Marburg deutet darauf hin, dass eine Untersuchung mit Magnetresonanztomographie (MRT) beim Aufspüren der Schleimhautinseln hilft. Die Mediziner führten bei 131 Patientinnen, bei denen der Verdacht auf eine Endometriose bestand, vor der Operation eine MRT durch. Anschließend verglichen sie das Ergebnis der MRT-Untersuchung mit den Gewebebefunden aus der Operation.

MRT als Kompass

Das Resultat: Die Forscher erkannten mittels MRT 81 Prozent der bestehenden Schleimhautinseln. Am Darm lag die Erkennungsrate bei 90 Prozent. Das ist wichtig, weil Inseln am Darm gerne übersehen werden, betonen die Experten. „Insgesamt können wir eine präoperative MRT bei Patientinnen mit Endometriose auf jeden Fall empfehlen“, betont Wenzel. Den Forschern zufolge erleichtert die MRT dem Chirurgen das Auffinden der Inseln und erhöht so die Chance der Patientin, nach dem Eingriff beschwerdefrei zu sein.

Autor*innen

06.06.2014 | Sandra Göbel/Universitätsradiologie Gießen-Marburg