Neue WHO-Richtlinie für Ejakulat-Check

Unfruchtbar? Mehr Diagnose-Sicherheit

Zeugungsfähig oder nicht? Die Untersuchung des Ejakulats hat einen zentralen Stellenwert bei der Diagnose der männlichen Unfruchtbarkeit. Die neue Richtlinie zur Ejakulatuntersuchung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) soll mehr Klarheit verschaffen.

Was den Mann unfruchtbar macht

Etwa jedes sechste Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Die Ursachen dafür liegen zu gleichen Teilen bei Mann oder Frau oder bei beiden. Sabine Kliesch, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Urologie, erklärt: „Mindestens sieben Prozent aller Männer im fortpflanzungsfähigen Alter haben zeitweise Probleme mit der Zeugungsfähigkeit.“ Dafür können zum Beispiel Hodenhochstand im Kindesalter, Hormonstörungen, eine Infektion der Samenwege, Krampfadern im Hoden oder die Erbanlagen verantwortlich sein. Auch Nikotin, Stress, Alkohol, Übergewicht, Umwelteinflüsse, Drogen oder Medikamente können die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Neue Grenzwerte für Samenqualität

Zur Diagnose dienen der Ultraschall des Hodens, eine Blutuntersuchung, um den Hormonhaushalts zu bestimmen und die Analyse einer Samenprobe, die unter anderem Volumen und pH-Wert des Ejakulats sowie Gesamtzahl, Konzentration, Beweglichkeit, Form und Vitalität der Spermien erfasst. Die Untersuchung erfolgt nach den strengen Kriterien der fünften und neuesten Überarbeitung der WHO-Richtlinie von 2010. Für die Bewertung der Ejakulatanalyse legt die WHO neue untere Grenzwerte fest. Sie beruhen auf Daten von mehr als 4500 Männern aus 14 verschiedenen Ländern auf vier Kontinenten. Männer, deren Samenqualität unterhalb der neuen Grenzwerte liegt, haben demnach Schwierigkeiten, eine spontane Schwangerschaft auszulösen.

Spermien einfrieren

In der Übergangsfrist bis 2013 rät Kliesch Betroffenen, im Einzelfall nachzufragen, ob die Ejakulatanalyse nach dem WHO-Standard 2010 erfolgt. Männern mit eingeschränkter Samenqualität macht die Urologin Mut: „Selbst bei der schwersten Form der Unfruchtbarkeit, wenn keine Spermien im Ejakulat vorhanden sind, lassen sich bei rund 50 Prozent der Betroffenen Spermien operativ aus dem Hoden gewinnen. Man kann sie einfrieren und für die künstlichen Befruchtung verwenden.“

Der beste Schutz vor männlicher Unfruchtbarkeit ist das Nichtrauchen wie Kliesch betont: „Rauchen senkt die Befruchtungsrate um die Hälfte.“

Autor*innen

09.05.2012 | Julia Heiserholt