Schwangerschaft mit hohen Risiken

Vierlinge mit über 60 Jahren

Fancy Photography/Veer
Eine Mehrlingsschwangerschaft im höheren Alter birgt erhebliche Risiken für Mutter und Kinder.

Die Mehrlingsschwangerschaft der 65-jährigen Annegret R. ist seit einigen Tagen ein viel diskutiertes Thema in der Öffentlichkeit. Denn das Verwirklichen des Wunsches nach mehreren Kindern im höheren Alter birgt beträchtliche Risiken.

Spätestens seitdem Frauen ihre Karriere stärker in den Fokus rücken, besteht die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft. Die Entscheidung über das „Wann“ liegt bei jedem selbst. Wer jedoch noch mit über 35 Jahren seinen Kinderwunsch verwirklichen will, sollte sich über die erhöhten Risiken im Klaren sein. Denn ab diesem Alter kommt es während der Schwangerschaft öfter zu Komplikationen. Auch bei Mehrlingsschwangerschaften sollten sich die Wunscheltern über mögliche Risiken bewusst sein. Wird eine über 40jährige Frau mit mehreren Kindern gleichzeitig schwanger, erhöht es die Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Risiken beträchtlich – sowohl für die Mutter, als auch für die Kinder. Der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) klärt über die Risiken bei einer Vierlingsschwangerschaft bei Frauen mit über 60 Jahren auf.

Mehrlingsschwangerschaft bei Frauen über 60 Jahren: Risikofaktoren für die Kinder

  • Der Mutterkuchen (Plazenta) versorgt das Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen. Im Falle einer Vierlingsschwangerschaft jedoch müssen diese lebensnotwendigen Stoffe auf alle Kinder aufgeteilt werden, sodass die Entwicklung jedes einzelnen beeinträchtigt wird.
  • Die mangelnde Ernährung beeinflusst die Entwicklung der vier Föten, sodass ihr Leben lang ein Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Bluthochdruck und für das metabolische Syndrom besteht.
  • Die Mangelversorgung kann zum Tod eines oder mehrerer Föten in der Gebärmutter führen.
  • Da sich vier Kinder die Gebärmutter teilen, ist ihr Heranwachsen deutlich eingeschränkt.
  • Durch die vier Föten wird die Gebärmutter stärker gedehnt als bei Einlingen oder Zwillingen. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich der Gebärmutterhals verfrüht öffnet und die Wehen einsetzen.
  • Bei einer Mehrlingsschwangerschaft ist es ausgeschlossen, dass die Kinder solange im Bauch der Mutter bleiben können, bis ihre Entwicklung komplett abgeschlossen ist. Auch wenn eine Fehlgeburt verhindert werden kann, kommen die Babys durchschnittlich bereits nach der 31. Schwangerschaftswoche auf die Welt – entweder durch einen spontanen Geburtsbeginn oder durch Kaiserschnitt.
  • Die vier Kinder sind somit Frühgeborene. Gemessen an ihrem Entwicklungsalter weisen sie ein zu niedriges Geburtsgewicht auf. Es bestehen höhere Risiken für Hirnblutungen, Seh- und Hörschaden sowie für Lähmungen und für eine verzögerte Entwicklung. Und das während der gesamten Kindheit. Langfristig betrachtet sind die Vierlinge krankheitsanfälliger als reif entwickelte Einlinge.

Mehrlingsschwangerschaft bei Frauen über 60 Jahren: Risikofaktoren für die Mutter

  • Bereits Einlinge und Zwillinge dehnen die Gebärmutter. Bei Vierlingen jedoch kann die Überdehnung der Gebärmutter nach dem Lösen der Plazenta schwere Blutungen nach sich ziehen.
  • Bei Mehrlingsschwangerschaften steigen die Risiken für Thrombose, Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes für die werdende Mutter.
  • Frühgeborene benötigen nach dem Entlassen aus dem Krankenhaus eine intensive Pflege. Dies bedeutet eine deutliche körperliche und psychische Belastung für die Mutter und den Rest der Familie.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass die Vierlinge im Alter von 20 Jahren noch ihre Mutter haben, ist eher gering.

Schwangerschaft bei Frauen über 60 Jahren: Schwierigkeiten für die Mutter

  • Eine Schwangerschaft ist nur über eine künstliche Befruchtung möglich: entweder durch eine eigene oder eine fremde Eizelle. Wird eine Frau mithilfe einer fremden Eizelle schwanger, ist sie nicht die biologische Mutter der Kinder. Eizellspenden sind in Deutschland nicht erlaubt.
  • Die Gebärmutter muss auf die geplante Schwangerschaft vorbereitet werden. Dafür werden mehrere Wochen hohe Dosen an Hormonen vor und zu Beginn der Schwangerschaft verabreicht. Diese bergen erhebliche Nebenwirkungen. Gleichzeitig ist nicht sicher, dass die Schwangerschaft erhalten bleiben kann.
  • Eine Schwangerschaft bedeutet eine erhebliche Belastung für den Kreislauf und den Körper der Frau. Der BVF rät daher von einer künstlich herbeigeführten Schwangerschaft bei Frauen im hohen Alter ab.

Autor*innen

Julia Schmidt/BVF | zuletzt geändert am um 12:10 Uhr