Auf unwillkürliche Bewegungen achten

Tic-Störung bei Kindern

Wenn Kinder häufig unwillkürliche Bewegungen machen, wie eine Grimasse ziehen, und der Aufforderung dies zu unterlassen nicht nachkommen, sollten Eltern nicht vorschnell verärgert reagieren. Möglicherweise verbirgt sich hinter dem Verhalten des Kindes eine Tic-Störung. Darauf weist der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (BKJPP) hin.

Keine Kontrolle

Eine Tic-Störung macht es Kindern unmöglich bestimmte Bewegungen dauerhaft zu unterlassen. „Typischerweise beginnen Tic-Störungen mit einfachen Bewegungen wie Augenzwinkern und Grimassieren oder Kopfrucken. Auch Lautäußerungen wie Hüsteln, Schniefen oder Räuspern sind möglich“, erklärt Ingo Spitczok vom BKJPP.

Bei Tics handelt es sich um Bewegungen oder Lautäußerungen, die die Betroffenen selbst oft nicht bemerken. „Bleibt diese Störung unerkannt, kann das die Eltern-Kind-Beziehung erheblich beeinträchtigen, wenn Eltern fälschlicherweise davon ausgehen, ihr Kind sei unfolgsam und wolle provozieren“, so der Experte. Untersuchungen haben gezeigt, dass zwischen dem Auftreten erster Tics und der Diagnose oft mehrere Jahre vergehen.

Hoher Leidensdruck

Eine Tic-Störung beginnt meist im Grundschulalter und verfestigt sich in der Regel bis zum zehnten Lebensjahr. Neben den einfachen Tics, zum Beispiel Kopfschütteln, kann es zu schwerwiegenden Bewegungsabläufen kommen, an denen mehrere Muskelgruppen beteiligt sind. Diese äußern sich durch Stampfen oder Hüpfen, gelegentlich durch Kratzen oder Beißen. „Auch Lautäußerungen können als komplexe Tics auftreten, dann summen oder pfeifen die Kinder, wiederholen Wörter oder ganze Sätze oder verwenden in selteneren Fällen vulgäre Ausdrücke und Obszönitäten“, weiß Spitczok. Belastende Situationen können die Tics verstärken.

Eine frühe Diagnose ist notwendig, um möglichen Folgen entgegenzuwirken, zum Beispiel einer sozialen Angsterkrankung. „Der psychische Leidensdruck der Betroffenen ist aufgrund der auffälligen, nicht durchgehend kontrollierbaren Symptome in manchen Fällen hoch“, so der Experte abschließend.

Autor*innen

Isabelle Hübler/ BKJPP | zuletzt geändert am um 09:07 Uhr