Das Wichtigste rund ums Stillen

Die beste Ernährung für Babys

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Die Nationale Stillkommission empfiehlt in den ersten 4-6 Lebensmonaten des Babys das alleinige Stillen.

Muttermilch ist für Babys das beste und natürlichste Nahrungsmittel. Doch nicht immer klappt es mit dem Stillen reibungslos. Über die Vorzüge des Stillens, mögliche Stillprobleme und Alternativen zur Muttermilch klärt der Apotheker Dr. Volker Schmitt auf, Sprecher der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK).

Warum empfehlen Sie jungen Müttern zu stillen?

Apotheker Schmitt: Die Nährstoffe der Muttermilch sind ideal an die Bedürfnisse des Säuglings angepasst. Sie schont das noch nicht voll funktionsfähige Verdauungssystem, enthält außerdem mütterliche Abwehrstoffe und – ganz wichtig: Muttermilch bietet dem Baby einen gewissen Schutz vor Allergien. Idealerweise sollte vier bis sechs Monate ausschließlich gestillt und anschließend neben der Beikost auch weitergestillt werden.

Viele Frauen wollen und müssen kurz nach der Entbindung wieder in den Beruf einsteigen. Gibt es auch für diese Frauen die Möglichkeit ihr Baby mit Muttermilch zu füttern?

Apotheker Schmitt: In diesem Fall ist das Abpumpen der Muttermilch eine gute Alternative. In vielen Apotheken im Landkreis München können Milchpumpen ausgeliehen werden. [Anmerkung der Redaktion: Milchpumpenverleih gibt es nicht nur im Landkreis München. In vielen Apotheken deutschlandweit können Milchpumpen ausgeliehen werden.]

Stimmt es, dass auch Babys, die gestillt werden, täglich Vitamin D-Präparate brauchen?

Apotheker Schmitt: Ja, denn selbst Muttermilch ist nicht ganz vollkommen: Sie enthält zu wenig Fluor, Vitamin D und Vitamin K. Vitamin K ist für die Blutgerinnung wichtig. Es wird nach der Geburt und bei den ersten Untersuchungen vom Arzt gegeben. Vitamin D ist wichtig für die Entwicklung der Knochen. Fluor ist wichtig für die Stärkung der Zähne. Deshalb gilt: Ob Stillen oder Flasche – die tägliche Gabe von Vitamin D zur Vorbeugung von Rachitis ist im ersten Lebensjahr unbedingt notwendig.

Viele stillende Mütter befürchten einen Schaden für ihr Kind, wenn sie während der Stillzeit Arzneimittel einnehmen. Muss eine Mutter das Stillen sofort beenden, wenn sie Medikamente nimmt?

Apotheker Schmitt: Es gibt für fast alle Indikationen ein stillzeitgeeignetes Arzneimittel. Stillende sollten deshalb sofort mit ihrem Arzt und mit ihrer Apothekerin oder ihrem Apotheker sprechen. Über die Therapie von Schwangeren und Stillenden entscheidet aber immer der Arzt.

Abgesehen von Medikamenten – worauf sollten Stillende beim Essen achten?

Apotheker Schmitt: Stillende Mütter sollten sich besonders ausgewogen und nährstoffdeckend ernähren. Weil viele Stillende den erhöhten Nährstoffbedarf nicht alleine mit der Nahrung decken können, rate ich Stillenden, zusätzlich Vitamine wie Folsäure und Mineralstoffe wie Jod einzunehmen. Blähende Speisen und rohes Fleisch, Fisch und Eier oder Speisen daraus (z. B. Tiramisu) sollten Stillende nicht essen.
Verzichten sollten stillende Mütter vor allem auf Alkohol und Nikotin, weil beides direkt in die Muttermilch übergeht.

Manche Mütter möchten nicht stillen, bei anderen klappt es – aus welchen Gründen auch immer – nicht. Welche Alternativen gibt es hier?

Apotheker Schmitt: Ob zu wenig Milch, eine entzündete Brust oder psychische Probleme – die Gründe warum Mütter Ihrem Baby nicht die Brust geben können oder vorzeitig abstillen müssen, sind vielfältig. Deshalb ist es mir sehr wichtig, diesen Müttern zu sagen, dass sie kein schlechtes Gewissen haben brauchen, wenn es mit dem Stillen nicht klappt: Auch die industriell hergestellte Säuglingsnahrung enthält alles, was das Baby zum Größerwerden braucht. Entscheidend ist die Wahl der passenden Flaschennahrung. Keine Alternative zum Stillen ist jedoch, Muttermilch über Anbieter aus dem Internet zu kaufen. Hiervor rate ich aus Sicherheits- und Qualitätsgründen vehement ab.

Abschließend weist Dr. Schmitt darauf hin: „Wenn sie Probleme hat, bekommt jede Stillende in der Apotheke Rat und Hilfe, etwa durch Hilfsmittel wie Brusthütchen, spezielle Kompressen oder eine Brustwarzensalbe, oder durch den Verleih einer Milchpumpe.“

Autor*innen

Sandra Göbel/BLAK | zuletzt geändert am um 10:15 Uhr