Fluglärm kann bei gesunden Menschen die Gefäßfunktion stören, den Stresspegel erhöhen und die Schlafqualität vermindern – mit drastischen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Das ergab eine Studie von Forschern der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz.
Gefäße im Stress
Die Forscher setzten 75 gesunde Männer – ohne diagnostizierte Vorschädigung des Herz-Kreislauf-Systems – in zufälliger Abfolge während des Schlafs drei unterschiedlichen Lärmszenarien aus. „In diesen Lärmszenarien haben wir Nachtflüge mit einem durchschnittlichen Lärmwert von 60 Dezibel simuliert und die Probanden zu Hause dieser Lärmbelastung in einem Feldversuch ausgesetzt. Mal waren es 30, mal 60 simulierte Nachtflüge. Zur Kontrolle hatten wir auch ein ´lärmfreies Nacht-Szenario´“, erklärt Dr. Frank Schmidt, der die Studie durchgeführt hat.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass Nachtfluglärm bei den Probanden das Stresshormon Adrenalin freisetzte. Zusätzlich verschlechterte der Lärm die Gefäßfunktion, welche die Wissenschaftler mit hochauflösenden Ultraschallgeräten ermittelten. Die Wissenschaftler vermuten, dass sich als Folge der Lärmbelastung freie Radikale in den Gefäßen bilden und dieser sogenannte oxidative Stress die Gefäßfunktion beeinträchtigt.
Gewöhnung bleibt aus
„Bemerkenswert ist, dass sich die durch Lärm ausgelöste Gefäßschädigung durch Vitamin C korrigieren lässt“ betont Prof. Münzel, Leiter der Studie. „Ebenso konnten wir einen sogenannten „priming“-Effekt feststellen. Das bedeutet, dass man sich im Rahmen von mehreren Beschallungen nicht an den Fluglärm gewöhnt, sondern das Ausmaß der Gefäßschäden eher zunimmt“, ergänzt der Professor. Weitere Studien sollen diese Annahme überprüfen.
Die Wissenschaftler bewerten nächtlichen Fluglärm als wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und fordern daher die Lärmbelastung der Bevölkerung möglichst gering zu halten.