Tilidin

Arzneimittel aus der Gruppe der Opioide, das als Schmerzmittel bei starken Schmerzen verwendet wird. Tilidin kommt zum Einsatz, wenn schwächere Schmerzmittel wie NSAR nicht ausreichend wirken. Im Vergleich zu Morphin ist Tilidin deutlich schwächer. Tilidin wird erst im Körper zum aktiven Wirkstoff umgewandelt, dem Nortilidin. Dieser bindet an Opioid-Rezeptoren im zentralen Nervensystem und hemmt dort die Schmerzwahrnehmung. Bei missbräuchlicher Einnahme von Tilidin-Tropfen besteht die Gefahr, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt. Die verschriebene Dosierung darf deshalb nicht überschritten werden. Tilidin wird in Deutschland üblicherweise in einer fixen Kombination gemeinsam mit Naloxon verabreicht. Naloxon ist ein Gegenmittel zu Opioiden. Diese Fixkombination soll einen Medikamentenmissbrauch verhindern. Manche Präparate mit Tilidin unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz. Eine Ausnahme besteht für Präparate, die mit Naloxon kombiniert sind und die den Wirkstoff verzögert freigeben (Retardpräparate).

Anwendung

Tilidin ist verfügbar in Kombination mit Naloxon als:

  • Retardtabletten (50 mg Tilidin/4 mg Naloxon; 100 mg/8 mg; 150 mg/12 mg; 200 mg/16 mg)
  • Tropfen zum Einnehmen (50 mg/4 mg pro 0,72 mg Tropfen oder pro 20 Tropfen bzw. 4 Pumphübe).

Retardtabletten: Nehmen Sie die Tablette mit einem Glas Wasser ein. Die Wirkung setzt üblicherweise nach 10–15 Minuten ein. Die Tabletten sollten Sie jeden Tag zum gleichen Zeitpunkt einnehmen, damit sie möglichst gleichmäßig über den Tag wirken. Retardtabletten dürfen nicht geteilt werden, da sie dann nicht mehr richtig wirken. Meist beginnt die Behandlung mit 50 mg oder 100 mg zwei Mal am Tag, beispielsweise morgens und abends. Die Tageshöchstdosis beträgt 600 mg. Nur auf ärztliche Anweisung darf diese Höchstdosis überschritten werden. Das kann zum Beispiel sein, wenn sehr starke Schmerzen bestehen. Tilidin darf nicht einfach abgesetzt werden, weil es sonst zu Entzugserscheinungen kommen kann. Stattdessen wird die Dosis langsam reduziert.
Tropfen: 20–40 Tropfen (entsprechen 50 mg–100 mg) dürfen bis zu 6-mal am Tag genommen werden. Tropfen Sie die Tropfen in eine Flüssigkeit wie Wasser, die Sie anschließend trinken. Die Tropfen sollten nur kurzfristig genutzt werden. Bei längerer Behandlung mit Tilidin sind Retardtabletten besser geeignet.

Risiken und Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen sind Übelkeit und Erbrechen, gerade zu Beginn einer Behandlung. Im Verlauf der Behandlung verschwinden diese Nebenwirkungen meistens. Häufig sind auch Schwindel, Benommenheit, Kopf- oder Bauchschmerzen, Durchfall und Schwitzen.
Tilidin dämpft das Nervensystem und kann das Reaktionsvermögen sowie die Aufmerksamkeit verringern. Patient*innen sollten deshalb kritisch prüfen, ob Sie am Straßenverkehr teilnehmen oder Maschinen bedienen können. Die Beeinträchtigung ist am stärksten zu Beginn der Behandlung, einer Dosiserhöhung, beim Wechsel von Präparaten oder in Kombination mit anderen Beruhigungsmitteln oder Alkohol.

Wechselwirkungen

Tilidin wird durch Enzyme in der Leber abgebaut. Wenn diese Enzyme durch andere Medikamente gehemmt werden, kann das die Wirkung von Tilidin verstärken oder verlängern. Wenn Patienten gleichzeitig Marcumar nehmen, kann das die Blutgerinnung verlangsamen.
Vorsicht ist geboten, wenn Sie weitere Medikamente oder Substanzen einnehmen, die das Nervensystem dämpfen. Dann kann es sein, dass die Atmung zu schwach wird. Zu diesen Substanzen gehören z. B.:

  • Alkohol
  • Benzodiazepine
  • andere Opioide
  • Muskelrelaxanzien
  • Anxiolytika.

Manche Medikamente können ein Serotonin-Syndrom auslösen, z. B. Antidepressiva (SSRI, SNRI, Trizyklische Antidepressiva), Triptane oder Tramadol. Tilidin kann das Risiko für ein solches Serotonin-Syndrom verstärken.

Quellen:

Autor*innen

Dr. med. Tobias Höflein | zuletzt geändert am um 15:15 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.