Kleine Knolle ganz groß

Ingwer

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Ingwer wirkt – egal ob roh oder gekocht.

Ingwer verleiht der Kürbissuppe den letzten Pepp und auch der Asiate um die Ecke verzichtet ungern auf den Scharfmacher. Doch nicht nur auf der Zunge sorgt der Ingwer für Furore: Im Körper macht er bekannten Schmerzmitteln Konkurrenz.

Eine ganz heiße Nummer

Dass der Ingwer so scharf schmeckt, liegt an bestimmten Inhaltsstoffen – den Gingerolen. Im Gaumen binden die Scharfmacher an Rezeptoren, die eigentlich Wärme detektieren. Wenn diese Wärmerezeptoren auf der Zunge aktiv sind, macht das Gehirn daraus einen scharfen Geschmack. Gingerole heizen aber nicht nur unserer Zunge ein, sondern dem ganzen Körper. Ingwertee ist daher ein gutes Rezept, um sich an kalten Herbst- und Wintertagen aufzuwärmen.

Ohne Übel um die Welt

Ingwer kann mehr als brennen: Bei Verstopfung oder Blähungen lindert Ingwertee die Beschwerden. Auch gegen Reiseübelkeit wirken Ingwerpräparate. Wer vor einer Reise Ingwertabletten schluckt, dem wird im Auto oder im Flugzeug nicht so schnell schlecht. Selbst während einer Chemotherapie klagen Patienten, die Ingwer einnehmen, seltener über Übelkeit. Scheinbar blockieren die Gingerole Serotoninrezeptoren im Magen. Moleküle, die Übelkeit auslösen, bleiben wirkungslos.

Natürlich schmerzlos

Ein weiterer Übeltäter, den Ingwer in Schach hält: die Cyclooxygenase. Dieses Enzym ist aktiv, wenn Schmerzen im Körper entstehen. Gingerole hemmen das Schmerzenzym. Genau wie der Wirkstoff des Aspirins®, die Acetylsalicylsäure. Ernste Nebenwirkungen sind bei Gingerolen nicht bekannt. Patienten mit einem sehr empfindlichen Magen verzichten allerdings besser auf Ingwer: Ingwer kurbelt die Produktion von Magensäure an. Übersäuerung und Bauchschmerzen können die Folge sein.

Auch im Zusammenhang mit Krebs steht Ingwer immer wieder im Rampenlicht. Studien haben gezeigt, dass Gingerole das Wachstum von Brust- und Darmkrebszellen stoppen – allerdings nur in der Petrischale. Ob Ingwer Krebs tatsächlich vorbeugt oder bekämpfen kann, müssen weitere Studien klären.

Autor*innen

05.11.2011 | Julia Ehmer