Knie- und Leistenschmerzen abklären

Schleichender Hüftkopfabrutsch

Rutscht der Hüftkopf ab, können die Schmerzen auf Knie und Leiste ausstrahlen. Auch eine eingeschränkte Beweglichkeit eines Beines weist auf einen Abrutsch des Hüftkopfs hin und muss ärztlich abgeklärt werden. Darauf weist der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hin.

Hormone Schuld?

Bei einem Hüftkopfabrutsch weicht die Wachstumsfuge des Oberschenkelknochens auf. Die Folge ist eine Instabilität zwischen Hüftkopf und Oberschenkelhals, sodass die Hüfte einseitig absinkt. Die Hüfterkrankung tritt oft bei übergewichtigen Jugendlichen auf sowie bei schnell wachsenden Teenagern im Alter zwischen 10 und 16 Jahren. Jungen erkranken mehr als doppelt so oft wie Mädchen. Experten vermuten, dass hormonelle Umstellungen im Rahmen der Pubertät das Auflockern der Wachstumsfuge begünstigen.

Bei einem akuten Hüftkopfabrutsch sinkt der Hüftkopf plötzlich um ein beträchtliches Maß ab. Es kommt zu plötzlich einsetzenden erheblichen Schmerzen, oft auch zu Einblutungen in das Gelenk. Ein akuter Abrutsch ist deshalb ein orthopädischer Notfall, der sofort operativ korrigiert werden muss. Andernfalls drohen Teile des Hüftkopfs abzusterben, da sie nicht mehr ausreichend durchblutet werden.

Knieschmerzen können von Hüfte kommen

Anders beim langsamen Abrutschen: Die Beschwerden kommen schleichend. Gelegentlich macht ein langsamer Abrutsch sich durch belastungsabhängige Schmerzen bemerkbar. Oft projizieren sich die Schmerzen in die Leiste oder das Knie und werden dann häufig fehlinterpretiert.

Klagen Jugendliche über Ziehen in der Leiste, Schmerzen am Knie oder eine eingeschränkte Beweglichkeit an einem Bein sollte ein Arzt die Beschwerden abklären. „Dies sind Anzeichen für einen langsamen Hüftkopfabrutsch, der unbehandelt die Hüfte schädigen kann. Typisch dafür ist auch, wenn der Teenager beim Stehen nur das gesunde Bein belastet und das andere Bein leicht nach außen dreht“, erklärt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, Vorstandsmitglied des BVKJ. Bestätigt sich der Verdacht auf das Vorliegen eines Hüftkopfabrutsches, ist eine Operation unvermeidlich. Je früher diese stattfindet, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Autor*innen

26.04.2013 | Sandra Göbel/ BVKJ