Kampagne informiert Migranten

Diabetesberatung auf Rädern

Laut Schätzungen leben in Deutschland etwa 600.000 Menschen mit Migrationshintergrund, die an Diabetes mellitus erkrankt sind. Häufig verhindern kulturelle und sprachliche Barrieren notwendige Arztbesuche. Da setzt das Projekt „Diabetesberatung auf Rädern“ an. Veranstalter ist die diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

Sprachliche Barrieren stehen oft im Weg

Die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund und Diabetes in Deutschland sind Menschen türkischer Herkunft. Aufgrund sprachlicher und kultureller Barrieren sind viele von ihnen schlechter gesundheitlich versorgt als die Gesamtbevölkerung. Dies bestätigt Düzen Tekkal, Journalistin und Autorin mit türkisch-kurdischem Migrationshintergrund, aus eigener Erfahrung: „Mein Vater hat seit einigen Jahren Diabetes Typ 2. Wegen sprachlicher Barrieren ist er sehr lange nicht zum Arzt gegangen.“ Nach der Diabetes-Diagnose und –Therapie habe sich vieles verändert: „Meine Familie hat inzwischen ihre Ernährung umgestellt und mittlerweile ist es fast schon ein Hobby meines Vaters, sich auf Deutsch mit seinen Ärzten zu unterhalten.“

Zahlreichen anderen Betroffenen aus der ersten Einwanderergeneration falle dies jedoch nach wie vor schwer. „Hier setzt das Diabetes-Mobil mit mehrsprachiger und interkultureller Kompetenz an und geht damit aktiv auf die Menschen in ihrem Lebensumfeld zu“, erläutert Nicole Mattig-Fabian, Geschäftsführerin von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Ein Info-Mobil ermöglicht die Beratung direkt in Regionen mit einem hohen Bevölkerungsanteil von Menschen mit Migrationshintergrund.

Diabetes-Info-Mobil auf Tour

„Wenn Migrantinnen und Migranten nicht zur Früherkennung und Beratung gehen, muss diese zu ihnen kommen“, bekräftigt Martin Hadder, Vorsitzender des Landesverbandes NRW der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) „Dafür tourt unser Diabetes-Info-Mobil künftig durch ganz Deutschland.“ An Bord des zur Diabetesberatungsstelle mit Sofort-Diagnostik umgebauten Kleintransporters seien Diabetesberaterinnen des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V (VDBD) im Einsatz, die sowohl Deutsch als auch fließend Türkisch sprechen. Sie bauen sprachliche Barrieren und mögliche kulturelle Hemmschwellen vor einer Untersuchung ab.

„Diabetesberatung auf Rädern“ startet am 28. August 2014 in Köln und wird unter anderem vom Bundesgesundheitsministerium gefördert. Cem Özdemir, Bundestagsabgeordneter und Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, hat die Schirmherrschaft übernommen. „Dieses Projekt könnte Schule machen und eine Antwort auf eine Fehl- und Unterversorgung von Migrantinnen und Migranten im Gesundheitssystem sein“, meint Cem Özdemir.

Autor*innen

28.08.2014 | Sandra Göbel/diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe