Engmaschige Betreuung erforderlich

Schwangerschaft belastet das Herz

Pumpen für zwei – eine Schwangerschaft stellt das Herz vor große Herausforderungen. In Folge entwickeln immer mehr werdende Mütter Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzschwäche. Experten fordern daher eine engmaschige Betreuung.

„Die Schwangerschaft ist ein Stresstest für das Herz“, betont Prof. Dr. med. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Das Blutvolumen steigt, während die Zahl der roten Blutkörperchen konstant bleibt. Dadurch fällt es dem Herzen schwer, genügend Sauerstoff zu den Organen zu befördern. Die betroffenen Frauen fühlen sich zunehmend erschöpfter; einige entwickeln Symptome einer Herzschwäche wie Wassereinlagerungen, Atemnot und Herzrasen.

Angeborene Herzfehler

„Ein Teil dieser Symptome, wie die Wassereinlagerungen, treten häufig bei Schwangerschaften auf und sind in der Regel unbedenklich“, erklärt Prof. Dr. med. Gerd Hasenfuß. Doch als Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) kennt er auch andere Fälle. „Es ist keineswegs selten, dass während der Schwangerschaft ein angeborener Herzfehler entdeckt wird“, berichtet er. Angeborene Herzfehler stellen ein Gesundheitsrisiko für Mutter und Kind dar.

Bluthochdruck und Herzschwäche in der Schwangerschaft

Die häufigste Herz-Kreislauf-Erkrankung in der Schwangerschaft ist mit acht Prozent die Hypertonie. Tritt zum erhöhten Blutdruck ein Eiweißverlust über die Niere hinzu, sprechen Ärzte von einer Präeklampsie. Diese Schwangerschaftskomplikation bedeutet wie angeborene Herzfehler ein ernstzunehmendes Risiko für Mutter und Kind. Insgesamt ist die Zahl der Schwangeren mit Bluthochdruck und Herzschwäche angestiegen. Schuld daran sei die zunehmende Anzahl von künstlichen Befruchtungen sowie älteren oder übergewichtigen Schwangeren, so vermuten Fachleute.

Engmaschige Betreuung verhindert Spätschäden bei Mutter und Kind

Zwar erholen sich die Frauen nach der Geburt in 85 Prozent der Fälle von einer Herzschwäche, jedoch bleibt ihnen ein drei- bis achtfach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck und Nierenversagen.

Prof. Hasenfuß und die DGIM fordern daher eine engmaschige Betreuung der betroffenen Frauen. Hierzu zählen eine Risikoerhebung zu Beginn der Schwangerschaft, regelmäßige Blutdruckkontrollen sowie die Nachbetreuung von Patientinnen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In akuten Notfällen bleibt den Schwangeren nichts anderes übrig, als im Krankenhaus den Zeitraum bis zur Entbindung zu verbringen. Dort werden Mutter und Kind von Kardiologen, Geburtshelfern, Neonatologen, Anästhesisten und Herzchirurgen betreut.

Autor*innen

10.03.2016 | Susanne Schmid/ Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V.